Verkehrserziehung - So erklärt ihr Kindern die Gefahren im Straßenverkehr
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Verkehrssicherheit ist ein wichtiges Thema, das schon früh in der Kindheit angesprochen werden sollte. Kinder sind im Straßenverkehr besonders gefährdet, da sie die Komplexität des Verkehrs noch nicht verstehen. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie ihr Kindern nachhaltig vermittelt, wie sie sich sicher im Straßenverkehr verhalten.
Auf einen Blick:
1. Grundlagen der Verkehrserziehung
2. Wege planen
1. Grundlagen der Verkehrserziehung
Warum gibt es überhaupt Verkehrsregeln? Kinder sollten verstehen, dass diese Regeln dazu dienen, alle Verkehrsteilnehmenden zu schützen und Unfälle zu vermeiden. Das Befolgen der Regeln hilft, sicher zur Schule, zum Spielplatz oder zu Freund*innen zu gelangen. Einer der wichtigsten Faktoren für die Verkehrserziehung ist, dass die Eltern sich sicher im Straßenverkehr verhalten und den Kindern ein gutes Vorbild sind, da Kinder sehr viel durch Nachahmung lernen.
Grundkompetenzen fördern
Das Erlernen von Grundkompetenzen für die Verkehrserziehung (Bewegung, Wahrnehmung und Verständigung) sollte schon vor dem Kindergartenalter beginnen. Es sollten u.a. folgende Fähigkeiten trainiert werden:
Bewegung:
- Bewegungssicherheit (Gleichgewicht und Körperkoordination trainieren, Geschwindigkeiten abschätzen).
- Reaktionsvermögen schulen.
- Zusammenhang zwischen Bewegung und Entscheidungsfähigkeit erkennen.
Wahrnehmung
- Hör- und Sehvermögen trainieren (Woher kommt ein Geräusch? Welches Geräusch ist wichtig?).
- Worauf ist zu achten?
- Geschwindigkeiten und Entfernungen einschätzen.
- Optische Eindrücke wahrnehmen sowie Formen, Farben und Größen unterscheiden.
- Geschwindigkeiten, Entfernungen und mögliche Gefahren einschätzen.
- Verkehrssituationen und ihre Entwicklung einschätzen (auch das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer*innen).
Verständigung
- Anzeigen der eigenen Absichten und lernen mit Verständigungsproblemen und mehrdeutigen Situationen umzugehen.
- Verständigungszeichen und -regeln lernen und erkennen (Gestik, Mimik, Handzeichen, Verkehrsregeln und -zeichen).
Wichtig: Eltern müssen die entwicklungsbedingten Grenzen der Kinder kennen und wahrnehmen. Im Alter von 4 oder 5 Jahren verfügen Kinder noch nicht über die notwendigen Fertigkeiten zur Teilnahme am Straßenverkehr.1
Stoppen, Schauen, Hören
Die Regel „Stoppen, Schauen, Hören“ ist die Grundlage für sicheres Verhalten im Straßenverkehr. Sie lehrt Kinder, an jeder Straße oder an unübersichtlichen Stellen anzuhalten, den Verkehr aufmerksam zu beobachten und zu hören, ob Fahrzeuge herannahen. Dadurch lernen sie, den Verkehr zu beobachten, Gefahren zu erkennen, Entscheidungen zu treffen und impulsives Handeln zu vermeiden. Die Regel „Stoppen, Schauen, Hören“ kann in jeder Verkehrssituation angewendet werden.
Verhalten auf dem Gehweg
Lauft auf dem Gehweg immer möglichst weit von der Fahrbahn, also in der Stadt nah an den Häusern. Macht Kinder auf die geteilten Geh- und Fahrradwege aufmerksam und erklärt ihnen, dass sie auf dem Fahrradweg nicht laufen oder spielen dürfen. Auch auf dem Gehweg müsst ihr das Umfeld beobachten, nehmt jederzeit Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmende (Fußgänger*innen, Kinder auf dem Fahrrad) und behindert euch nicht gegenseitig. Besondere Vorsicht ist an Ausfahrten geboten: Autos oder Fahrräder könnten plötzlich herausfahren. Macht eure Kinder immer wieder auf die Gefahren aufmerksam.
Straßen überqueren (Ampeln, Zebrastreifen)

Erklärt euren Kindern, wie man sicher die Straße überquert: Anhalten, Links-Rechts-Links schauen und erst überqueren, wenn keine Fahrzeuge kommen. In der Mitte der Fahrbahn sollten sie sich nochmals nach rechts absichern. Übt gemeinsam das sichere Überqueren, zunächst an ruhigen Straßen, später an belebten. Beim Warten und Schauen solltet ihr immer einen großzügigen Sicherheitsabstand zur Straße einhalten und viel Geduld mitbringen.
Ampeln
Wenn die Ampel rot ist, darf die Straße nicht überquert werden. Wenn sie auf Grün springt, schauen wir erst Links-Rechts-Links und wenn alle Fahrzeuge stehen, überqueren wir zügig die Straße. An Ampeln solltet ihr besonders auf linksabbiegende Fahrzeuge achten.
Eine besondere Form der Ampeln sind Bedarfsampeln. Hier muss ein Knopf gedrückt werden, damit die Ampel auf Grün springt. Darüber freut sich bestimmt fast jedes Kind!
Mit diesem kleinen Gedicht könnt ihr euren Kindern spielerisch das Verhalten an Ampeln beibringen: “Bei Rot bleib ich stehen, Grün heißt sehen, ob alle Fahrzeuge stehen, erst dann darf ich gehen.”
Zebrastreifen
Fahrzeuge müssen hier stoppen, aber nicht alle machen es, daher ist es hier sehr wichtig, ebenfalls vom Bordstein Links-Rechts-Links zu schauen und erst dann loszugehen, wenn ihr sicher seid, dass keine Autos kommen bzw. diese stehenbleiben. In der Mitte noch einmal nach rechts absichern. Wenn ihr mit dem Fahrrad unterwegs seid, müsst ihr absteigen und das Fahrrad über den Zebrastreifen schieben.
Wichtig: Egal ob an der Ampel oder am Zebrastreifen: Bringt euren Kindern bei, nur dem eigenen Kontrollblick zu vertrauen und sich nicht auf andere zu verlassen. Sie sollten erst loslaufen, wenn sie sicher sind, dass die Straße frei ist und sich nicht von der Masse mitziehen lassen.
Nicht ablenken lassen
Ablenkung ist eine häufige Unfallursache im Straßenverkehr. Besonders Kinder lassen sich leicht ablenken. Vorschulkinder können den Fokus nur auf die Sache richten, die sie gerade interessiert. Klassische Beispiele sind z.B. Ball rollt auf die Straße und Kind rennt hinterher oder die Freund*in winkt von der anderen Straßenseite und das Kind will unüberlegt zu ihr rüber laufen.2
Übt mit euren Kindern die Konzentrationsfähigkeit und weist auf Gefahren hin. Das Gefahrenbewusstsein wird im Grundschulalter ausgeprägter, die selektive Aufmerksamkeit ist allerdings erst im Alter von 9-10 Jahren abgeschlossen. Doch auch bei größeren Kindern gibt es Ablenkungen, z.B. durch das Hören von Musik oder das Schauen aufs Handy. Hier sollten Eltern auf die Gefahrenquelle hinweisen und auch selbst als gutes Beispiel vorangehen.
Routinen entwickeln
Um stets sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein, solltet ihr euren Kinder Routinen vermitteln. Je früher sie diese verinnerlichen, desto besser. Zu diesen Routinen können Folgende gehören:
- Kinder gehen auf dem Gehweg auf der vom Verkehr abgewandten Seite
- An Bordsteinen immer zunächst stehenbleiben und schauen.
- Das Kind beschreibt unterwegs, was es sieht und was es tun möchte.
- Beim Radfahren immer Helm aufsetzen, an Kreuzungen immer absteigen.
2. Wegeplanung
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Der Fußweg zur Kita ist häufig die erste Erfahrung des Kindes im Straßenverkehr. Eltern sollten auf dem Weg immer laut beschreiben, was in den Situationen auf der Straße, dem Gehweg oder beim Einsteigen in die Bahn gemacht wird. Ihr könnt auch gemeinsam mit anderen Eltern den Weg zur Kita begehen und gemeinsam die Kinder an den Straßenverkehr heranführen.
Nutzt für den Weg möglichst risikoarme Strecken und achtet darauf, dass die Kinder nicht zu nah an der Bordsteinkante laufen.
Am Ende der Kindergartenzeit können Eltern gemeinsam mit den Kids den Schulweg planen und üben. Informiert euch, ob es einen Schulwegplan gibt. Dieser wird an vielen Schulen gemeinsam mit der Polizei ausgearbeitet und zeigt auf einer Umgebungskarte der Schule Gefahrenpunkte an.
Ab wann können Kinder alleine zur Schule laufen?
Ab welchem Alter Kinder alleine den Schulweg bestreiten können, lässt sich nicht pauschal sagen. Es hängt zum einen vom Weg ab und zum anderen von Entwicklung und Charakter des Kindes. In der ersten Klasse können viele Kinder den Schulweg ohne Eltern meistern, aber es ist wichtig, sich auch an den Wünschen des Kindes zu orientieren (möchte es überhaupt alleine gehen?). Bevor das Kind alleine den Weg geht, solltet ihr zunächst gemeinsam üben und anschließend die Rollen tauschen: Das Kind geht voraus und zeigt euch, wie es sich im Straßenverkehr verhält. Wenn das Kind den Weg sicher beherrscht, ist es bereit, auch alleine zu gehen. Ihr solltet Absprachen treffen (z.B. dass nur dieser Weg alleine genutzt wird) und weiterhin beobachten, ob das Kind unterwegs alle Regeln befolgt.
Wegeplanung mit dem Fahrrad
Fahrradfahren und das gleichzeitige Wahrnehmen des Straßenverkehrs sind komplexer als zu Fuß gehen. Kinder sollten auch hier die Wege mit den Eltern üben, bevor sie alleine fahren. Auch hier muss die Entwicklung berücksichtigt werden, es ist wichtig, dass Kinder sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren können, um sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Expert*innen empfehlen, dass Kinder sich erst nach der Fahrradausbildung in der Schule (meist im Alter von 9 bis 10 Jahren) alleine mit dem Fahrrad auf den Schulweg begeben sollten.3
1 https://www.verkehrswacht-medien-service.de/kindergarten/verkehrserziehung-im-kindergarten/grundkompetenzen-bewegung-wahrnehmung-verstaendigung/
2 https://www.verkehrswacht-medien-service.de/kindergarten/kinder-im-strassenverkehr/konzentration-und-gefahrenwahrnehmung/
3 https://www.verkehrswacht-medien-service.de/grundschule/mein-schulweg-kl-1/schulweg/mit-dem-rad-zur-grundschule/
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