Gründen als Paar
Nadine & Robert sind ein echtes Power-Couple. Kind, Partner, Beruf und Karriere, Haushalt und Alltägliches unter einen Hut zu bringen ist eine riesige Herausforderung, die die beiden nur zu gut aus eigener Erfahrung kennen. Mit ihren Coachings, Trainings und Workshops im Rahmen von 2PAARSchultern möchten sie anderen Eltern und denen, die es werden wollen, dabei helfen, alles zu vereinbaren und sich frei von gesellschaftlichen und selbstauferlegten Erwartungshaltungen zu machen. Im Interview erzählen die beiden mehr über sich selbst, ihren Beruf und wie sie andere (werdende) Eltern unterstützen.
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1. Hallo liebe Nadine, hallo lieber Robert! Stellt euch und 2PAARSchultern doch bitte einmal kurz vor – wer seid ihr und was macht ihr?
Robert: Ich bin Betriebswirt und habe viele Jahre Erfahrung im Business Development und Vertrieb. Als ich Papa wurde, haben sich meine Prioritäten verschoben und ich gehe voll in der Vaterrolle auf – von Anfang an bin ich nachts mit aufgestanden, habe mehrere Monate alleine in der Elternzeit mit Junior begeistert Babykurse besucht und schmeiße die Küche im Haushalt alleine.
Nadine: Ich bin Wirtschaftsjuristin mit langjähriger Erfahrung in großen Konzernen und habe mich oft - und auch lautstark - über die Ungleichbehandlung von Frauen und mehr noch von Müttern und Vätern – wenn sie diese Rolle auch ausleben wollen - ab einer gewissen Managementebene geärgert. Als unser Sohn kam, wollte ich beides: Mutter sein und Managerin bleiben. Außerdem bin ich eine grauenvolle Köchin und stehe am liebsten mit einem Glas Wein in der Küche, wenn Robert kocht. Ich gehe gerne ins Theater, lese viel und spiele Beach-Volleyball, wenn die Zeit es zulässt. Wir sind seit 7 Jahren miteinander verheiratet. Wir sind beide noch in Vollzeit in Führungspositionen bei unseren (Haupt-)Arbeitgebern tätig und haben dort einige Erfahrungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sammeln können – sowohl aus Sicht des Arbeitnehmers, aber auch aus Sicht des Arbeitgebers. Diese Erfahrungen insgesamt haben uns dazu bewogen, die „2PAARSchultern“ zu gründen. Im Rahmen von „2PAARSchultern“ bieten wir individuelle Coachings, Trainings und Workshops an, um Eltern und Unternehmen vor allem in dieser Phase zu unterstützen.
2. Wie kam euch die Idee für 2PAARSchultern?
Für uns war klar, dass wir beide auch mit Kind weiterarbeiten wollten, da uns unsere Berufe Spaß machen und wir uns auch dort gerne weiterentwickeln möchten. Um das zu realisieren, haben wir Mittel und Wege gesucht, die uns das ermöglichen. Im Freundes- und Bekanntenkreis haben wir aber häufig beobachtet, dass mit der Geburt des Kindes ganz klassische Rollenmodelle Einzug hielten. Hochqualifizierte Frauen wurden zu Hausfrauen oder haben erhebliche berufliche Einschnitte in Kauf genommen und Männer wurden zu Ernährern, die nahe der Selbstausbeutung arbeiten und kaum Zeit für die Familie haben. Oftmals geschah das aufgrund mangelnder Kenntnis über Alternativen. Es fehlte schlicht an der Phantasie und Kenntnis der Möglichkeiten, wie es anders gehen kann. Wir möchten deshalb möglichst vielen Menschen zeigen, dass dies möglich ist und ihnen dabei helfen, ihren ganz eigenen Weg zu familiärer, persönlicher und beruflicher Erfüllung zu finden. Diese Entwicklung kann aber nicht nur von den Eltern ausgehen – auch die Unternehmen müssen sich gerade in Zeiten des Fachkräftemangels gut überlegen, wie sie mit ihren Eltern umgehen. Auch dort mangelt es oft an Phantasie, mit welchen – relativ simplen – Maßnahmen es ihnen gelingen kann, ihre effizientesten und loyalsten Mitarbeiter in dieser Phase zu unterstützen. Wir glauben, dass es an der Zeit ist, hier ein gesamtgesellschaftliches Umdenken voranzutreiben und wollen dazu beitragen.
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3. Was glaubt ihr sind heutzutage die größten Herausforderungen für Eltern?
Wir erleben oft (und nehmen uns da selbst manchmal nicht aus), dass Eltern vermeintlichen gesellschaftlichen Idealen hinterher jagen, die aber häufig vor allem in ihrem Kopf existieren: die Wohnung muss immer picobello aufgeräumt sein, ich muss jeden Abend frisch kochen, ich muss 24 Stunden für meinen Arbeitgeber verfügbar sein, mein Kind kann nur von mir betreut werden, ich bin schon 3 Jahre auf derselben Position und muss nun dringend den nächsten Karriereschritt machen und so weiter und so fort – sich von diesem Druck zu befreien und für sich selbst die eigene Familie nach einem guten Weg zu suchen, das ist schwer. Wir erleben das immer wieder in unseren Coachings und Trainings, dass Eltern häufig gar nicht mehr wissen, wo diese Glaubenssätze eigentlich herkommen und warum sie meinen, dass diese nicht antastbar sind. Auch machen Eltern sich leider häufig untereinander Druck und trauen sich nicht, miteinander offen zu kommunizieren: da wird unter allen Umständen das Hochglanzbild von der heilen Familie und insbesondere der Mutter, die alles im Griff hat, aufrechterhalten.
4. Wie unterstützt ihr mit eurem Angebot Eltern bei diesen Herausforderungen?
Wir unterstützen die Eltern und die, die es werden wollen dabei, ihren eigenen und für sie passenden Weg zu entwickeln und dann auch zu gehen. Egal, ob beide in Vollzeit tätig sein möchten, Teilzeit- oder Einverdienermodelle angedacht sind. Auch wenn es darum geht, sich neu zu orientieren oder umzusteigen, helfen wir gern. Dabei ermutigen wir sie, althergebrachte Rollenbilder neu und anders zu denken und sich Unterstützung bei dem Meistern der täglichen Herausforderungen zu suchen. In unseren Workshops, Trainings und Coachings möchten wir Mut machen, den eigenen Weg zu gehen und auch die eigenen Bedürfnisse nicht zu vernachlässigen. Oftmals schnüren wir ganz individuelle Pakete, um genau auf die jeweilige Situation und das Ziel eingehen zu können.
5. Woran merkt man, ob man ein Coaching oder externe Hilfe bzw. Unterstützung benötigt?
Ganz banal gesagt ist das genau das Gleiche, wie bei einem Schnupfen oder einem Klappern im Auto. Bis zu einem bestimmten Punkt ignoriert man, dass etwas nicht stimmt. Dann fängt man an, sich selbst zu behandeln oder den „Schaden“ zu reparieren. Wenn das auch nicht klappt, geht man zum Arzt oder fährt zur Werkstatt und lässt jemanden ran, der sich damit auskennt. Man kann also zu uns kommen, wenn man merkt, dass Familie und Beruf eigentlich nur unter sehr großen Anstrengungen unter einen Hut zu bringen sind und man für sich selbst, den Partner und Hobbies eigentlich gar keine Zeit mehr findet. Verkehrt ist aber auch nicht, sich schon deutlich vorher Gedanken zu machen. Wir werden häufig von jungen Leuten angesprochen, die gerade am Ende ihres Studiums sind und nun fürchten, sich zwischen ihrem Karriere- und Familienwunsch entscheiden zu müssen. Die haben dann genau vor dem „Werkstattszenario“ Angst. Denen zeigen wir dann auf, wie sich in Beidem gleichzeitig Erfüllung finden lässt. Auch Schwangerschaft und Elternzeit sind typische Phasen, in denen man sich mit der beruflichen Zukunft auseinandersetzt. Man fürchtet einen schmerzhaften Spagat und sucht Unterstützung dabei, die künftigen Herausforderungen zu meistern. Das gilt übrigens sowohl für Mütter als auch für Väter. Unser zweiter wichtiger Ansatz ist die Stärkung von Unternehmern und Führungskräften bei der Unterstützung Ihrer Mitarbeiter wenn diese Eltern werden. Hier gilt auch, man kann zu uns kommen, wenn der Schmerz schon da ist und die besten Mitarbeiter abwandern, weil sie ihren Job und die Familie nicht mehr miteinander vereinbaren können. Unternehmer und Führungskräfte können aber auch viel früher zu uns kommen und sich dabei unterstützen lassen, ihre Firma oder ihr Team familienorientiert aufzustellen und die besten Mitarbeiter zu finden und langfristig zu binden. Eltern, die in solchen Unternehmen arbeiten, empfinden wir übrigens als deutlich motivierter, effizienter und loyaler als andere Mitarbeiter.
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6. Gibt es einen Unterschied zwischen „Eltern“ und einem „Paar“? Und wenn ja, wie würdet ihr diesen beschreiben? Ist es wichtig einen Unterschied zu machen?
Den gibt es auf jeden Fall. Wir beobachten immer wieder, dass Paare sich in Eltern „verwandeln“ und als Paar im eigentlichen Sinne gar nicht mehr existieren. Der Fokus liegt dann völlig auf den Kindern, dem Haushalt und allem Organisatorischen drum herum, aber nicht mehr auf der Beziehung miteinander. Bestenfalls bemerkt man das im Urlaub und findet sich dann wieder, schlimmstenfalls lebt man sich auseinander und bemerkt erst, wenn die Kinder nicht mehr die volle Aufmerksamkeit brauchen, dass man eigentlich keine anderen Gemeinsamkeiten mehr hat. Dann wird es sehr schwierig oder ist sogar zu spät. Hier ist es ganz wichtig, sich Zeiten und Rituale zu bewahren, um ein Paar zu bleiben. Das sind oft Kleinigkeiten mit großer Wirkung. Sprecht uns gerne darauf an.
7. Habt ihr einen Rat für (werdende) Eltern, um den Herausforderungen des Familienalltags gerecht zu werden?
Denkt ganz bewusst über eure Situation und eure Vorstellungen nach und sprecht darüber, mit eurem Partner, mit Freunden, mit uns. Achtet dabei unbedingt darauf, dass ihr euch selbst treu bleibt und nicht irgendwelchen vermeintlichen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen hinterherrennt. Auf Social-Media-Plattformen werden häufig Elternteile und Familien dargestellt, die suggerieren, dass alles ganz einfach ist, man immer top aussieht und Sorgen und Probleme weggefegt werden können. Das ist gelinde gesagt Quatsch. Ihr habt tägliche Herausforderungen, müsst auf spontane Situationen reagieren habt ein hohes Arbeitspensum. Wichtig ist, dass ihr in der Lage seid, euch selbst treu zu bleiben, die Akkus regelmäßig zu laden, träumen zu können und Spaß zu haben – trotz der Herausforderungen. Dann habt ihr schon einen großen Schritt in Richtung familiärer und beruflicher Erfüllung getan. Und nicht verzagen, wenn dies immer mal wieder nicht klappt– das geht allen Eltern so. Gerne unterstützen wir euch dabei, auch solche Phasen zu meistern.
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