Fortbewegung mit Kindern:
Sicher unterwegs!
![Kinder auf Fahrrädern](/uploads/ckeditor/pictures/8333/content_group.jpg)
Schon in jungen Jahren fühlen sich die meisten Kinder von allem, was fährt, wie magisch angezogen. Der Traum vom eigenen Lauf- oder Fahrrad ist da oft nicht weit. Endlich im Besitz des liebsten Gefährts soll es am besten direkt auf die Straße gehen, der Hinterhof ist ja so langweilig… Das stellt vor allem Eltern vor neue Herausforderungen! Denn ab welchem Alter eignen sich Laufrad, Roller, Fahrrad und Co. eigentlich? Und ab wann dürfen Kinder aktiv am Verkehrsgeschehen teilnehmen? Wie ihr eure Kinder sicher durch die Straßen begleitet und was ein sicheres Kinderfahrzeug auszeichnet, lest ihr hier!
Auf einen Blick:
1. Der Roller
2. Das Laufrad
3. Das Fahrrad
4. Inlineskates
5. Allgemeines zur Verkehrssicherheit von Kindern
Wenn Kinder mobil werden, dann ist das in erster Linie schön, denn es verspricht mehr Möglichkeiten und mehr Bewegung für Kind und Familie. Die kindliche Freude auf das Neue wird jedoch häufig von elterlicher Sorge begleitet. Nicht zu verdenken: Allein im Jahr 2023 verunglückten in Deutschland im Straßenverkehr 27.235 Kinder unter 15. Trotz lauernder Gefahren ist es wichtig, Kinder zu achtsamen, aber keineswegs von Angst geprägten Verkehrsteilnehmer*innen zu erziehen. Ein früher Zugang zu eigenen, altersgerechten Fortbewegungsmitteln ist da von Vorteil. Welche Gefährte sich für welches Alter gut eignen und wodurch sich diese als besonders verkehrssicher auszeichnen, haben wir euch im Folgenden einmal aufgeschlüsselt:
1. Der Roller (ab ca. 2/-3 Jahren bis Jugendalter)
![Kind auf Roller](/uploads/ckeditor/pictures/8338/content_roller_schlauchr%C3%A4der.jpg)
Roller sind für Eltern praktisch, da sie über ein geringes Gewicht verfügen. Verliert euer Kind auf halber Strecke die Lust am Fahren, kann der Roller einfach getragen werden. Aber auch darüber hinaus ist der Roller ein wunderbares erstes Gefährt für Kinder: Er ist leicht zu bedienen und besitzt einen tiefen Schwerpunkt. Somit ist die Hürde des Aufsteigens im wahrsten Sinne des Wortes nicht groß und ein etwaiger Sturz nicht tief. Hinzu kommt, dass der Roller bei Kleinkindern, sofern er nicht auf abschüssigen Untergründen gefahren wird, kein allzu hohes Tempo aufnehmen kann. Das macht ihn auch für Eltern, die ihr Kind durch den Straßenverkehr begleiten, gut händelbar. Dennoch sollte das erste Rollgerät das Laufrad sein, da dieses für Kleinkinder noch leichter zu handhaben ist.
Vorteile:
- besonders sichere Alternative der Fortbewegung → geringes Unfallrisiko
- leichte Handhabung
- einfaches Bremsen
- niedriger Schwerpunkt → sicheres Gefühl
- schneller Absprung bei Gefahr möglich
- Gleichgewicht kann spielerisch trainiert werden
- ideal für kleine Kinder
- fördern Freude an Bewegung und Motorik
- gut transportierbar, wenn Kind erschöpft ist und nicht mehr fahren mag
- gute Vorbereitung aufs spätere Radfahren
- idealer Schulbegleiter bis zur 3. oder 4. Klasse (dann Radfahrführerschein)
- gut geeignet für Mitnahme in Bus und Bahn
Nachteile:
- Mögliche Gefahr des Stolperns/Überschlagens an Bordsteinkanten oder auf unebenem Boden
Rollerfahren sicherer machen:
- Roller auf Größe des Kindes einstellen (Lenker auf Brusthöhe)
- immer auf dem Gehweg fahren, dabei Umsicht gegenüber Fußgänger*innen
- ebene Untergründe wählen
- vor allem zu Beginn sollten Roller mit Ballon- oder Luftreifen genutzt werden
Was zeichnet einen sicheren Roller aus?
- stabile Konstruktion (Double Check bei Selbstmontage!)
- sichere Lenkung
- stabiles und rutschfestes Trittbrett mit ausreichend Platz für sicheren Stand
- verlässliche Bremse(n)
- verstellbarer Lenker
- Lenkergriffe mit Grip
- gepolsterte Lenkerenden (minimieren Verletzungsgefahr bei Sturz)
- hochwertige Reifen
- Prüfsiegel wie CE-Zeichen
- Luftreifen
- regelmäßige Wartung
Welcher Roller für welches Alter?
Es gibt verschiedene Roller-Modelle für Kinder. Einige haben drei oder sogar vier Räder, andere nur zwei. Besonders für kleine Fahranfänger*innen werden häufig dreirädrige Roller gewählt. Diese Modelle haben vorne zwei Räder und eines hinten, um mehr Stabilität zu bieten. Allerdings können sie auch die Entwicklung des eigenen Gleichgewichtssinns beeinträchtigen. Besonders für die Balance und als Vorbereitung auf das spätere Radfahren ist ein zweirädriger Roller von Vorteil, da er das Gleichgewicht besser fördert. Grundsätzlich ist hier für jedes Fahralter entscheidend, dass der Roller auf die entsprechende Körpergröße (Lenker auf Brusthöhe) eingestellt ist.
Kinder 3 bis 5 Jahre und älter:
zweirädrige Roller
- dicke Reifen (idealer bei Unebenheiten/Schlaglöchern und unbefestigten Wegen)
2. Das Laufrad (ab 2 bis 6 Jahren)
![kleines Mädchen auf Laufrad mit Papa](/uploads/ckeditor/pictures/8330/content_laufrad.jpg)
Besonders großer Beliebtheit erfreuen sich Laufräder. Sie kommen einem Fahrrad optisch sehr nah und schenken daher schon kleinen Kindern ein Gefühl von Zugehörigkeit. Wissen Kids sie richtig zu benutzen, sind sie kaum noch aufzuhalten. Nicht selten sieht man Eltern ihren laufradfahrenden Kindern auf offener Straßen besorgt hinterherrennen. Denn Laufräder sind schnell!
Vorteile:
- Förderung von Motorik und Gleichgewicht → Koordinierung von Beinen, Armen und Rumpf
- gute Vorbereitung aufs Radfahren (schult Gleichgewicht)
- fördert Freude an Mobilität
- leichte Handhabung
- ideal für Kleinkinder
Nachteile:
- Kann hohes Tempo erlangen
- besonders bergab ist mit hohem Tempo das Laufrad nicht mehr kontrollierbar
- langer Bremsweg, da meist keine extra Bremse vorhanden
- Bremsung durch Füße → Belastung für Schuhe bzw. in Sandale hohes Verletzungsrisiko
- i.d.R. keine Schutzbleche
- Sitzposition lässt Kind auf Gehwegen noch kleiner erscheinen, somit höheres Risiko übersehen zu werden
Laufradfahren sicherer machen:
- Laufrad auf Größe des Kindes einstellen
- Übungsfahrten besonders für Bremsverhalten
- Eltern sollten die Kinder auf Gehwegen immer seitlich begleiten. Nicht vorfahren lassen!
Was zeichnet ein sicheres Laufrad aus?
- stabiler und gut verarbeiteter Rahmen (idealer Weise aus Aluminium, Holz oder Stahl)
- abgerundete Ecken und Kanten
- gut geschützte Lenkerenden
- ergonomische Form mit tiefem Einstieg und bequemem Sattel
- hohe Tragkraft
- geringes Gewicht
- Lenkeinschlagsbegrenzung (reduziert Stürze)
- Federung
- verstellbare Sitzhöhe
- rutschfester Sattel sowie Griffe mit Grip
- hochwertige Bereifung aus Vollgummi oder Luftreifen
- Handbremsen sind von Vorteil in puncto Sicherheit und bereiten auf das Radfahren vor
Welches Laufrad für welches Alter?
Kinder ab 2 Jahren:
- kleinformatige Laufräder
- geringes Gewicht
- kleinere Räder (weniger Tempo)
- einfaches Design ohne viele Funktionen, die ablenken könnten
- verstellbarer Sattel und Lenker
Kinder ab 3 Jahren bis max. 6 Jahren:
- größere Räder
- mitwachsend (verstellbar in Höhe)
- Handbremse kann sinnvoll sein und gute Vorbereitung aufs Fahrrad
3. Das Fahrrad für Kinder ab ca. 4 Jahren
![Kind auf Fahrrad](/uploads/ckeditor/pictures/8337/content_radfahren_lernen.jpg)
Bei Fahrrädern ist es wichtig zu differenzieren: Sie werden in der Anfangszeit bis etwa 8 Jahre eher als Spielzeug betrachtet und nicht primär als Fortbewegungsmittel. In Begleitung einer erwachsenen Aufsichtsperson dürfen kleine Kinder auf Fuß- und Radwegen unterwegs sein. Da das Radfahren deutlich komplexer als beispielsweise das Rollerfahren ist, empfiehlt es sich, den Umstieg aufs Rad so lange wie möglich hinauszuzögern, bzw. diesen erst dann zu realisieren, wenn das Kind aktiv danach fragt.
Vorteile:
- Förderung motorischer Fähigkeiten
- fördert Freude an Mobilität
- stärkt Muskulatur
- schult Umweltbewusstsein (im höheren Kindesalter)
- effektives Fortbewegungsmittel für kürzere und längere Strecken
Nachteile:
- Erhöhte Unfallgefahr im Straßenverkehr mittels Eigen- oder Fremdverschulden
Radfahren sicherer machen:
- ein auf Körpergröße des Kindes abgestimmtes Rad
- ein längerfristiges umfassendes motorisches Radfahrtraining
Was zeichnet ein sicheres Kinderfahrrad aus?
- richtige Größe des Fahrrads (Rahmen und Reifengröße)
- zuverlässige Bremsen (prüfen, ob die Kinder die Handbremse leicht bedienen können. Rücktritt ist für Kinder wirksamer zu bedienen, da sie dort mit dem Körpergewicht arbeiten können.)
- stabile, aber leichte Rahmenkonstruktion
- tiefer Einstieg
- ergonomischer Sattel
- verstellbarer Lenker und Sattel
- Polster in der Mitte der Lenkstange
- gut geschützte Lenkerenden
- Beleuchtung und Reflektoren
- Schutzbleche
- Kettenschutz
- rutschfeste Pedalen
- Reifen mit gutem Profil
- anfangs keine Gangschaltung
- niemals Stützräder! (irritiert und unterbindet Ausbildung des Gleichgewichtsvermögens)
Welches Rad für welches Alter?
Rad für Kinder 3-5 Jahre:
- stabiler und leichter Rahmen
- tiefer Einstieg
- Zahnriemen statt Ketten bzw. rundum Kettenschutz
- Handbremse(n) und Rücktritt
- Zubehör auf das Nötigste reduzieren, um Ablenkung zu vermeiden
Rad für Kinder ab 5 Jahren:
- stabiler und leichter Rahmen
- gute Ergonomie
- verlässliche Bremsen
4. Die Inlineskates für Kinder ab etwa 5 Jahren
![Kinder beim Skaten mit Inlinern](/uploads/ckeditor/pictures/8331/content_inliner_2.jpg)
Hierbei handelt es sich vielmehr um ein spaßiges Freizeit-Utensil für eher größere Kinder, als um ein wirkliches Fortbewegungsmittel. Zwar ist man mit Inliner schnell unterwegs, allerdings sind sie in der alltäglichen Handhabung eher unpraktisch. Das Ziel erreicht, müssen die Rollerblades zunächst einmal gegen ein normales Schuhwerk ausgetauscht werden. Somit erfordert das Fahren von Inlinern einiges an Schlepperei. Nichtsdestotrotz sind Rollerblades ein super Training für Balance, Motorik und Muskeln und können so manchen Ausflug in den Park oder auf den Spielplatz spaßiger und sportlicher gestalten.
Vorteile:
- Verbesserung von Balance und Koordination
- Ganzkörpertraining → Steigerung des Körperbewusstseins
- Ausbau motorischer Fähigkeiten
- Freude an Bewegung
Nachteile:
- Stürze und Unfälle
- hohe Geschwindigkeit möglich
- nicht ganz einfach zu handhabende Bremsung
- ebenmäßige Untergründe unverzichtbar = eingeschränkt nutzbar
- eher für trockene und laubfreie Jahreszeit
- kann zu übermäßiger Belastung der Gelenke führen sowie Druckstellen und Blasen
- im Alltag nicht so sichtbar wie mit dem Fahrrad
- ggf. umständlicher Transport der Ausrüstung (recht schwer)
Inlineskaten sicherer machen:
- Schutzausrüstung tragen (Helm + Knie-, Hand- und Ellbogenschoner)
- geeignete Untergründe für Fahrten wählen
- sicheres Anfahren und Bremsen erlernen
- Hinfallen üben (Auf die Schoner, Kopf schützen)
- Rollen und Bremsen regelmäßig prüfen und reinigen
Was zeichnet sichere Inlineskates aus?
- optimale Passform und Komfort
- stabile Schale
- sicheres Verschlusssystem, das allein geöffnet und geschlossen werden kann
- gummierte nicht zu harte Räder
- leicht erreichbare und effektive Fersenbremse
- niedriger Schwerpunkt
- geringes Eigengewicht → leichter kontrollierbar
- reflektierende Elemente, LED-Lichter oder Farben im Design integriert
Welche Inliner für welches Alter?
- Hersteller*innen empfehlen Inlineskaten ab 5 Jahren
- je weniger Rollen, desto schneller, daher drei Rollen für Fortgeschrittene, 4 für Beginner*innen
- weichere Rollen (bessere Bodenhaftung)
- Größe der Rollen sollte 80 mm nicht überschreiten
- Fortgeschrittene können auf größere Rollen mit 82-84 cm Durchmesser umsteigen
5. Allgemeines zur Verkehrssicherheit von Kindern
![Vater und Sohn radfahrend](/uploads/ckeditor/pictures/8334/content_vater_sohn_rad.jpg)
Neben den spezifischen Punkten, auf die bei den jeweiligen Fortbewegungsmitteln zu achten ist, gibt es auch grundlegende Regeln, die der Sicherheit eurer Kinder dienen: Kinder haben zunächst noch kein ausgeprägtes Verkehrsverständnis, dieses muss sich erst bilden. Daher ist es wichtig, Kinder frühzeitig und aktiv in die Beobachtungen des Verkehrsgeschehens mit einzubeziehen und sie daran teilhaben zulassen.
Maßnahmen vor Fahrtantritt:
- stets Helm tragen
- Lichter und Reflektoren an Kleidung und Fortbewegungsmittel anbringen
- reflektierende bzw. gut sichtbare Kleidung tragen
- regelmäßige Wartung des Gefährts
- klare Abmachung mit dem Kind (jüngeren Alters) treffen, “STOPP” an Straßen und vollen Plätzen
Für Kinder gilt:
- Kind hat in jungen Jahren noch kein ausgeprägtes Verkehrsverständnis:
- Gefahrenerkennung ist noch eingeschränkt
- verminderte Reaktionsfähigkeit
- Unterscheidung Gehweg und Straße oft schwierig → frühzeitige Sensibilisierung für Verkehrsregeln und -geschehen
- Gefahren müssen von Kindern rechtzeitig erkannt werden → entsprechende Reaktionsfähigkeit muss geschult werden
- ausgiebige Übungsfahrten auf verkehrsfreien Strecken und Plätzen, bevor es auf die Gehwege geht
Für Eltern gilt:
- rechtzeitig Kinder an Verkehrserziehung heranführen
- immer dicht am Kind, bzw. auf selber Höhe sein und die Fahrt aufmerksam begleiten, um eingreifen zu können
- insbesondere an Straßen/Kreuzungen nah am Kind sein
- bei Missachtung einer Regel das Kind darauf bestimmt und mit Ernsthaftigkeit hinweisen
- Fahren nur an Orten, die gut überschaubar sind und auf ebenen Wegen bzw. Radwegen
- Vorbild für alle Kinder sein!
Schon gewusst: Lassen Eltern ihre (Klein)kinder soweit vorausfahren, dass sie nicht mehr körperlich eingreifen können, verletzen sie ihre Aufsichtspflicht, so ein Urteil des OLG Hamm.
Fortbewegung auf Rädern soll Spaß machen, muss aber mit Bedacht stattfinden. Wir wünschen euch und euren Kindern eine stets gute und vor allem sichere Fahrt!
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