Die Wahrheit über Zero Waste und plastikfrei mit Kind
Anke von Wastelesshero hat zwei Kinder und lebt zu 90 Prozent Zero Waste und plastikfrei. Dass das nicht immer einfach ist und wie der Familienalltag und das nachhaltige Leben zusammenpassen, erzählt sie euch heute auf Kindaling.
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Müllfrei leben mit Kind scheint für viele Menschen unmöglich. Gerade in unser heutigen Zeit, wo alles schnell gehen muss, jeder in die Erziehung unserer Kinder reinreden „darf“ und eine Meinung dazu hat, was wir tun. So gibt es mittlerweile viele Produkte für Kinder, die den Alltag scheinbar erheblich vereinfachen können, wie Quetschies (Fruchtbrei in einer Plastikverpackung zum Ausquetschen).
Wir haben auch Freunde, die Quetschies für ihre Kinder kaufen. Wir sind selbst Eltern und Eltern sein ist taff! Von morgens bis abends sind wir beschäftigt und auch nachts gibt es selten Pause. Da ist man echt froh, wenn irgendwas leicht geht - also bitte nicht als Vorwurf verstehen. Von uns hat Herr Baby nie ein Quetschie bekommen, weil die komplett aus Plastik bestehen und Herr Baby sich echt unglaublich über Bananen, Äpfel, Birnen oder Trauben am Stück freut. Natürlich hatten wir aber auch oft die Situation, in der er unterwegs Hunger hatte und wir nichts zum Essen dabei hatten und das ist Stress für jedes Elternteil.
Was ist Zero Waste überhaupt?
Zero Waste leben bedeutet eigentlich, dass man komplett müllfrei lebt. Also dass der eigene Haushalt komplett müllfrei ist und das alles, was an Müll im eigenen Haushalt und auch unterwegs anfällt, wirklich recycelt wird.
Biomüll sollte durch einen Komposter wieder nutzbar gemacht werden. Plastik, Papier und Glasmüll sollten möglichst gar nicht erst anfallen.
Meine Defintion von Zero Waste ist, dass jede*r versucht, dass möglichst wenig Müll im eigenen Umfeld anfällt.
Wir lebten mit Baby eine Zeit lang zuhause wirklich komplett müllfrei. Achteten beim Essen gehen drauf „Ohne Serviette und ohne Strohhalm“ zu sagen, kauften nur im Unverpackt Laden und auf dem Wochenmarkt, wickelten unseren Sohn kurze Zeit auch nachts mit Stoffwindeln und kauften einfach nichts Verpacktes mehr ein.
Dennoch waren auch wir nicht ganz müllfrei. Denn irgendwann bekam ich eine neue Bankkarte und die alte musste entsorgt werden. Wir hatten einen Komposter zuhause, da wir in einer Mietwohnung wohnten und wir keinen Wurmkompost haben wollten.
Zero Waste leben bedeutet für mich, dass wir zu 90% müllfrei leben. Wir kaufen fast nichts, was in Plastik verpackt ist, ausgenommen Windeln und gerettete Lebensmittel und achten sehr darauf, möglichst wenig Produkte in Einweggläsern zu kaufen.
Es gibt auch Situationen, in denen bei uns Zuhause Müll anfällt.
Wir haben unseren Sohn größtenteils mit Stoffwindeln gewickelt tagsüber. Nachts haben wir Wegwerf-Windeln genutzt. Hätten wir unseren Sohn komplett mit Wegwerfwindeln gewickelt, hätten wir circa 4000-5000 Stück gebraucht. So waren es knapp 1000 Stück. Was sich immer noch viel anhört.
Viele wickeln ihre Kinder auch nachts mit Stoffwindeln. Unser Sohn wurde einfach immer wach, wenn die Windel zu nass war und deshalb haben wir nachts auf Wegwerfwindeln umgestellt.
Mittlerweile ist unser erster Sohn knapp 3 Jahre alt und bestellt sich sehr gern selbst sein Essen, wenn wir in einem Restaurant oder irgendwo anders unterwegs sind. Er bestellt besonders gerne „Pommes mit Ketchup und Mayo“. Zuhause essen wir ab und an Ketchup und vegane Mayo zu Bratkartoffeln. Außerhalb bestellt er dann eben auch Mayo, auch wenn sie nicht vegan ist. Der Ketchup ist oft in diesen kleinen Plastiktüten verpackt, die unser Sohn dann natürlich dazu bekommt. Würde ich für ihn bestellen, würde ich vorher fragen, ob der Ketchup so verpackt ist und wenn ja, würde ich ihn weglassen. In ein paar Wochen werde ich ihm dann einfach zeigen, dass auch das möglich ist.
Auch an Kindergeburtstagen gab es schon mal Luftballons geschenkt oder ein Geschenk in Verpackung. Obwohl wir vorher möglichst mit jedem gesprochen hatten, dass es ohne schöner wäre.
Jede*r kann etwas tun.
Ich gebe selbst Kurse rund um das Thema Nachhaltigkeit und plastikfreies Leben. Dort werde ich oft gefragt, ob es besser ist, Milch im Glas oder im Tetrapack zu kaufen. Und wo gibt es denn pflanzliche Milch im Glas zu kaufen? Ich antworte dann oft: „Bevor ihr bei Dingen anfangt, die unlösbar scheinen, macht das was euch schneller möglich ist.
Beispielsweise ist es ökologisch sinnvoller, pflanzliche Milch zu trinken anstatt Kuhmilch. Flüssigseife, Duschgel und Shampoo durch feste Alternativen zu ersetzen. Das kann mehr als 20 Plastikflaschen pro Jahr einsparen. Gerade mit Kindern finde ich es sehr wichtig, dass wir uns anschauen, was in den Produkte enthalten ist, die wir kaufen. So sind selbst in manchen Kinderschaumbädern o.ä. Mikroplastikteilchen nachweisbar.
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Anstatt Quetschies kann einfach Obst mitgenommen werden, auch wenn es manchmal aufwendiger erscheint.
Ich möchte meinem Sohn schon von klein an erklären, warum wir möglichst müllfrei leben und uns auch in anderen Bereichen nachhaltiger verhalten, wie zum Beispiel mehr Fahrrad und Bahnfahren, statt das Auto zu nehmen.
Ich war mir oft selbst dankbar, dass ich von Zuhause schon Essen und etwas zu Trinken in eigenen Edelstahl-Behältern mitgenommen habe, anstatt unterwegs etwas kaufen zu müssen. Denn wenn das Kind Hunger hat und kein Essen in Sicht ist, wird das Geschrei oft groß, was für mich sehr stressig ist.
Alles, was wir aus Plastik oder Polyester (Kleidung) kaufen ist Second Hand. Plastikspielzeug ist gebraucht gekauft und das haben wir auch erst seit der Kleine 2,5 Jahre alt ist. Vorher hatten wir vieles aus Holz. Auch Regenkleidung kaufen wir Second Hand. Der Vorteil daran ist, dass es besser für die Umwelt ist, weil keine Ressourcen für die Produktion von neuen Dingen verwendet werden und gleichzeitig spart man auch eine Menge Geld. Eine gebrauchte Matschhose kauften wir für 1 Euro. Neu hätte hätte sie 20-30 Euro gekostet.
Das bin ich

Ich bin Anke, 33 Jahre alt und wohne mit meiner Familie zu 90 Prozent Zero Waste, plastikfrei, vegan, flugfrei, von Bio-Lebensmitteln und wir kaufen Kleidung ausschließlich Second Hand (außer Unterwäsche) – Zusammen genommen bin ich in mancher Augen ein Mensch der so nachhaltig lebt, dass es kaum nachmachbar erscheint. In den Augen anderer Menschen bin ich wohl ein Öko. Und das mit Stolz.
Ich habe seit 2013 einen Blog, auf dem ich zeige wie Nachhaltigkeit wirklich alltäglich wird. In meinem Buch zeige ich, wie wir und jeder durch nachhaltiges Leben Geld & Zeit sparen kann und gleichzeitig auch viel entspannter lebt.
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