Die Muckemacher im Interview - Musik nicht nur für die Kleinen!
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Kennt ihr das? Die Kinder wünschen sich unbedingt "Kindermusik", doch spätesten nach einmal hören können wir als Erwachsene nicht wirklich viel damit anfangen. Viel Spaß, wer dann noch eine lange Autofahrt vor sich hat! Zum Glück gibt es auch schöne Musik, die beiden gefällt, Eltern wie Kindern. Dazu gehört auch die Musik der Muckemacher Verena und Florian. Ursprünglich aus München haben sich die beiden vor über 20 Jahren in einer Band kennengelernt, um dann gemeinsam Berlin zu erobern. Mit den eigenen Kindern (mittlerweile 5 und 8 Jahre) kam die Inspiration zu ihrem neuen Projekt. Die Muckemacher spielen eine groovige Mischung aus Reggae, Ska, Afrobeat und Swing, die Kinder- wie Erwachsenenherzen höher schlagen lässt. Letztes Jahr haben die beiden ihr mittlerweile zweites Album Kurukuku herausgebracht. Wir haben Sie zum Interview im Prenzlauer Berg getroffen.
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Ihr beide macht fast seit über 30 Jahren Musik und seid mit vielen verschiedenen Instrumenten aufgewachsen, wie seid ihr zur Kindermusik gekommen?
Eigentlich machen wir keine sogenannte Kindermusik. Wir machen Musik für Kinder und Erwachsene. Als wir selber Eltern wurden, ist uns aufgefallen, daß die sogenannte Kindermusik oft nur schwer zu ertragen ist (für Eltern!), sie die Kinder nicht ernst nimmt und musikalisch nicht viel zu bieten hat. Das war für uns der Auslöser, uns Gedanken darüber zu machen, selbst aktiv zu werden und dem kompositorisch, stilistisch und aufnahmetechnisch etwas entgegen zu setzen. Kinder sollten nicht mit billigem Midi-Gedöns abgespeist werden. Kindermusik ist zwar oft textlich pädagogisch durchdacht, aber die Klangästhetik läßt oft zu wünschen übrig. Alle unsere Instrumente sind echt und analog eingespielt und wir wollen den Kindern auch ein möglichst breites Spektrum an verschiedenen Musikstilen aufzeigen.
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Die Basis fast aller unserer Lieder ist der Groove, egal ob wir Rocksteady, Cumbia, Afrobeat oder Jazz spielen. Wir vermischen alle unsere Lieblingsmusikstile wie in einer großen Küche. Wir vermischen z.B. Beat Box oder Elektro Swing mit Melodien vom Balkan und Calypso mit Jazz. Manche Lieder sind aber auch puristischer, denn wir lieben den guten alten Rocksteady und Ska oder wir dubben auch mal. Da sind wir nicht dogmatisch.
Wo holt ihr euch eure Inspiration? Wie kommt ihr auf die Texte die ihr schreibt?
Einerseits greifen wir Dinge auf, die wir von unseren oder anderen Kindern aufschnappen. Andererseits gibt es viele Themen, die uns persönlich am Herzen liegen (z.B. Freundschaft und Konsumverhalten). Wir basteln oft nächtelang an Texten und genießen unsere Narrenfreiheit, die wir in unserem Studio ausleben können - und zack bum: fertig ist der Text.
Hören eure Kinder eure Musik gerne und wie finden sie die?
Unsere Kinder bekommen natürlich immer mit, wenn wir neue musikalische Ideen entwickeln und sind oft beim Entstehungsprozess dabei. Deshalb kennen sie alle Lieder sehr gut, manche gefallen ihnen natürlich besser als andere. Sie summen und singen oft mit und sagen uns ganz ehrlich, wie ihnen unsere Lieder gefallen. Unser Sohn dichtet manche unserer Texte um und dann kommen manchmal ganz spaßige Sachen dabei heraus.
Wo sind eure Kinder, wenn ihr auf der Bühne steht? Kommen sie immer mit zu euren Konzerten?
Unsere Kinder sind immer bei unseren Konzerten dabei, nicht nur, weil sie gerne dabei sind, sondern auch, weil es schwierig wäre, eine Betreuung für sie in der Zeit zu finden. Wir arbeiten manchmal unter Extrembedingungen, weil es nicht einfach ist, sich auf ein Konzert vorzubereiten und zu konzentrieren, während die eigenen Kinder um einen herumturnen. Aber inzwischen sind sie 5 und 8 Jahre alt, kennen den Ablauf und wissen, daß sie uns auf der Bühne nicht stören sollen. Unsere große Tochter tanzt bei einigen Liedern und inzwischen singt sie auch bei einem Lied mit. Das hat sich mit der Zeit so entwickelt und es macht uns und ihr viel Spaß. Manchmal fühlen wir uns wie eine Zirkusfamilie.
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Ihr beherrscht viele Instrumente: Klavier, Gitarre, Mundharmonika, Akkordeon um nur einige zu nennen. Spielen eure beiden Kinder auch schon ein Instrument oder fangen sie an sich dafür zu interessieren?
Bislang haben sie noch keinen Instrumentalunterricht, aber sie sind zu Hause umgeben von Instrumenten und probieren alles aus, was ihnen gefällt. Manchmal jammen wir zu Hause zusammen und jeder schnappt sich ein Instrument, das ihm gefällt und los geht´s. Wir möchten, daß unsere Kinder von sich aus eine Leidenschaft für die Musik entwickeln und geben ihnen nicht zu viel vor. Wenn unsere Tochter beim Konzert mitsingen möchte, muss sie vorher mit uns üben, das ist klar!
Was ist eure bis jetzt schönste Erfahrung, die ihr während des Musik machens gemacht habt?
Das Schönste ist, wie einmal ein früherer Bandkollege von uns gesagt hat, der gemeinsame Gedankenblitz auf der Bühne. Das ist schwer zu beschreiben, man kann sagen, dass man im selben Moment mit der Musik, den Musikern und dem Publikum verschmilzt.
Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade dabei seid Musik zu machen?
So einiges, vieles hat mit Musik zu tun, aber nicht alles. Wir haben letztes Jahr zum Beispiel ein neues Projekt in Angriff genommen - wir drehen einen Dokumentarfilm über Musiker in Bulgarien. Verenas Mutter ist Bulgarin, daher kommt der Bezug. Die Arbeit ist sehr umfangreich, 2016 sind wir deshalb alle für 6 Monate nach Bulgarien gezogen. Wir produzieren alles selber, vom filmen, interviewen übers schneiden und Filmmusik komponieren. Florian ist nämlich auch Filmkomponist und es macht uns viel Spaß auch mit dem Medium Film zu arbeiten.
Vor 10 Jahren seid ihr in Berlin gekommen, was hat euch dazu bewegt hierher zuziehen?
Wir sind aus vielen Gründen hierher gezogen. Aber mit ein Hauptgrund war, daß es als Musiker und Komponisten schwierig ist, in München zu (über)leben und Freiräume zu finden, wo es möglich ist, sich als Musiker zu entwickeln und Gleichgesinnte zu finden. Uns gefällt die freie und tolerante Atmosphäre in Berlin. Ab und zu fehlen uns schon die Berge und das gute Essen in Bayern und natürlich unsere Familien und Freunde.
Was sind eure Lieblingsorte in Berlin mit Kindern und auch mal ein Geheimtipp ohne Kinder?
So viele Lieblingsorte haben wir gar nicht, wir sind gerne in unserem Kiez und im Volkspark Friedrichshain und unsere Kinder mögen den Park am Gleisdreick. Wir haben nur selten die Gelegenheit alleine auszugehen, aber wenn das klappt, gehen wir zu Konzerten oder treffen Freunde.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Tja, unsere Kinder wünschen sich einen Schlafbus...aber Spaß beiseite, wir wünschen uns, dass es für uns weiterhin möglich ist, mit unserer Musik Erfolg zu haben, davon leben zu können und Menschen zu erreichen, die ihre Kinder nicht mit kommerzieller Konserven- und Chartmusik abspeisen wollen. Wir freuen uns, dass wir schon viele Menschen erreichen konnten und haben ausschließlich positives Feedback bekommen. Wir möchten den Kindern die Freude an der Musik vermitteln und sie inspirieren.
Ihr möchtet die Muckemacher mit Band live erleben? Bei Kindaling findet ihr die kommenden Termine!