Contakids - Kommunikation durch Bewegung
Nonverbale Kommunikation mal etwas anders! ContaKids bietet einzigartige Kurse für Eltern und ihre Kinder an, bei der durch physisches Spiel eine tiefere Verbindung entsteht. Zu diesem außergewöhnlichen Konzept durften wir Jenny Döll und Christina Theisen ein paar Fragen stellen.
1. Was bietet ihr an und was ist das Besondere daran?
Jenny: Unser Angebot nennt sich ContaKids und ist ein Eltern-Kind-Bewegungskurs der besonderen Art. Die Methode basiert auf der Tanzform Contact Improvisation und gibt die Gelegenheit, dass sich Groß und Klein bewegend auf Augenhöhe begegnen. Trotz des Tanzhintergrundes, bedarf es für Teilnehmer*innen keinerlei Vorkenntnisse oder einer besonderen tänzerischen Begabung. Lediglich die Bereitschaft, mit den Kleinen auf dem Boden zu rollen sollte vorhanden sein. Mit kleinen Übungen und gemeinsamen Spielen tauchen Groß und Klein in eine neue Bewegungswelt ein, in der die Berührung der Kanal für die Kommunikation ist. Für die Zeit des gemeinsamen Spiels bietet ContaKids den Raum für Große und Kleine, sich jenseits der gewohnten Rollen zu begegnen. Erwachsene können für die Zeit des gemeinsamen Tanz-Spiels die Rolle „verantwortungsvolle Eltern“ loslassen, ihr eigenes, spielfreudiges inneres Kind (wieder-)entdecken und gemeinsam mit dem Kind ins Körper-Erleben eintauchen.
Christina: Im gemeinsamen Spiel bietet ContaKids den Raum für Große und Kleine, sich jenseits der gewohnten Rollen zu begegnen. Erwachsene sind eingeladen für die Zeit des gemeinsamen Tanz-Spiels die Rolle „verantwortungsvolle Eltern“ loszulassen. Ihr eigenes, spiel-freudiges, inneres Kind darf (wieder-) aufgeweckt werden. Es ist toll das Leuchten in allen Augen zu beobachten, wenn sie mit ihrem Kind ins Körper-Erleben eintauchen. Eltern lernen auch besondere (Alltags-übertragbare!) Tricks. zB. Wie man die Kleinen mal anders tragen, balancieren und unterstützen kann. Kinder erhalten die Gelegenheit mehr Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu spüren. Der spielerische Rahmen und die offenen Rollen führen für Groß und Klein zu neuen Bewegungserlebnissen. Es ist eine Chance, aus vertrauten Mustern auszusteigen und neue Bewegungsmöglichkeiten zu erkunden. Große dürfen mal mehr loslassen, Kleine dürfen Neues wagen, sich gehalten und auch so frei fühlen. Wir lösen uns von festen Lernzielen. Jedes Teilnehmerpaar bestimmt selbst, wieviel sie mitmachen wollen, der gemeinsame Spaß und die Beziehung steht im Vordergrund, nicht das erfolgreiche Erlernen eines bestimmten Bewegungsvokabluars. Die Bewegungsangebote sind ein Vehikel für eine neue gemeinsame Selbst-Erfahrung. So nutzen wir körperlichen Kontakt, um eine tiefere Kommunikation zu entwickeln, die für beide Seiten genussvoll ist.
2. Contakids ist ein relatives neues Kontept, oder? Wann habt ihr das erste Mal davon gehört und was hat euch daran begeistert?
Jenny: Neues Konzept… ja und nein. Die Tanzform Contact Improvisation, auf welcher ContaKids ja basiert, gibt es seit den 70er Jahren. Es gab auch vor der “Erfindung” von ContaKids immer wieder einzelne Leute, die daraus ihre eigene Arbeit mit Kindern abgeleitet haben. Itay Yatuv, ein israelischer Tänzer und Tanzpädagoge, hat das ganze als tanzpädagogische Methode ausgearbeitet und dem ganzen dann den Namen ContaKids gegeben. Als diese methodisierte Form ist es so gesehen also neu, als Bewegungsform an sich nicht. Ich persönlich mag den klaren, methodische Rahmen, denn er hilft mir, Struktur in die vielen improvisatorischen Möglichkeiten dieser Tanzform zu bringen. Etwas, das gerade in der Arbeit mit Kindern wichtig ist. Ich kannte Itay als Contactlehrer bevor er die Methode entwickelt hat und habe letzten Endes über Facebook von der Fortbildung zur ContaKids- Lehrerin erfahren. Einige Freundinnen von mir haben die Ausbildung bereits ein paar Jahre vor mir gemacht. Ich fand es seitdem ich es gehört hatte prinzipiell spannend und eine wertvolle Arbeit. 2017 hat es dann endlich geklappt, mir die Zeit dazu freizuräumen. Ich finde Itay hat eine gute Arbeit gemacht, die Prinzipien für einen Eltern-Kind-Kontext zu systematisieren und damit anderen Contact-Tänzer*innen ein Werkzeug an die Hand gegeben diese Form an Eltern-Kind-Paare zu vermitteln.
Christina: Ja, Itay hat uns wirklich alle reich beschenkt mit dem Konzept ContaKids. Ich schätze auch sehr die Methodik und Struktur des ContaKids Programms, und dennoch den Raum für das Hier und Jetzt zu haben, für Improvisation mit dem,was die Kinder und Eltern mitbringen. Leben mit Kindern ist doch pure Improvisation, oder nicht? Klar bieten wir unseren Kindern im Alltag auch Ordnung und Strukturen, doch um mit ihnen im Moment wirklich präsent zu sein, ist Improvisation essentiell. Hier im ContaKids integrieren wir dieses durch Verkörperung in Spiel und Tanz. Mit dem Hintergrund Begegnung zu schaffen, kann ich mit ContaKids allen Menschen dienen die Kontakt mit ihren Kleinen suchen. Denn auch Großeltern, Babysitter, Patentante, erwachsene Geschwister, Freunde oder Vertraute des Kindes, können die Tanzpartner- sein, das bleibt den Eltern freigestellt. Regelmäßigkeit und auch Abwechslung können für das Kind wertvoll sein. Groß und Klein profitieren auch unabhängig von der Eltern-Kind-Bindung. ContaKids ist in meinen Augen unterstützend und reichhaltig für alle. Das Programm baut Stunde für Stunde strukturell auf, dadurch gehen wir zusammen auf eine genussvolle Reise mit viel Spass.
Jenny: In Maastricht, wo ich die Fortbildung gemacht habe, gab es sogar eine Frau, die sich extra ein Kind von einer Freundin “ausgeliehen” hat, weil ihr ContaKids so viel Spaß gemacht hat. Ihre Ansicht war schlicht und einfach: ContaKids ist ein großer Happiness-Boost.
Christina: Meine Leidenschaft für Contact Improvisation begann in meiner Zeit in London, etwa 2012. ContaKids kam dann ganz leicht dennoch Schritt für Schritt zu mir - ich besuchte weitere Seminare in Tanz und Performance, fand die Entdeckung des Clowns und meine natürliche Art und Verbindung mit Kindern, auch in meiner Arbeit mit Körper und Heilung. Itay schrieb 2017 das nächste Training in Arezzo, Italien aus - mir war klar , ich bin dabei! In meiner Arbeit ist mir sehr wichtig Nähe, Kontakt und Berührung in Beziehungen zu vermitteln, sodass Vertrauen darin geübt wird. Die Methode von ContaKids bietet mir einen direkten Weg dazu. Und das alles mit Spiel und Spass für Alle, ohne Anstrengung. Ich wünsche, dass Menschen verantwortlich Leben, Begegnungen ohne Blockaden frei erleben können. Ich hoffe dass Eltern ihre Kinder durch Verkörperung unterstützen lernen, das natürliche Selbstvertrauen ihrer Kinder hervorzubringen. Aufgeweckt im Leben stehen. Ich glaube indem wir unsere Kinder in ihrer Entwicklung durch Körpererfahren begleiten, lernen sie automatisch die wichtigen Menschenkenntnisse die wir Hier und Jetzt zum Leben brauchen zu erkennen. Damit meine ich auch kreativ zu sein und Glück miteinander zu teilen. Wir leben derzeit in einer spannenden Zeit des Wandels, das Konzept Contakids ist sehr zeitnah und unterstützend um emotionale und körperliche Intelligenz zu schulen.
Jenny: Ja, ich denke Contact kann schon sehr viel bewegen. Seitdem ich diese Tanzform entdeckt habe, ist für mich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellbar. Ich habe darüber - neben dem Spaß, den es mir einfach bereitet, viel über mich gelernt und wie ich Menschen begegne. Was meine Gewohnheiten sind, mich anderen zu nähern, mich zurückzuziehen, Grenzen zu setzen oder zu widersprechen erlebe ich hier auf ganz konkrete körperliche Art und Weise. Das gibt ein Spiel- und Experimentierfeld, in dem ich mich ausprobieren kann und - wenn ich will - meine Grenzen erweitern kann. Ich unterrichte Contact auch für Erwachsene und arbeite damit ebenfalls z.T. im Performance-Kontext. Für mich gibt es da letzten Endes keine klare Abgrenzung: was ist die künstlerische Arbeit, was die soziale, emotionale Komponente, was Bewegungs-Technik? Alles fließt ineinander. Ich habe vor ContaKids schon gelegentlich Kindertanz unterrichtet. Dies aber immer wieder aufgehört, weil ich es wenig auf die Arbeit beziehen konnte, die ich sonst mache. Das ist mit ContaKids anders, denn ich gebe wirklich meine Leidenschaft weiter und das ist ungemein befriedigend!
3. Habt ihr einen Lieblingsort in Berlin? Für Kinder und Familien oder auch mal für Eltern an einem kinderfreien Tag?
Christina: Ich liebe es die Jahreszeiten im Botanischen Garten zu erkunden – gemeinsame Entdeckungen erleben, einfach nur da sein. Der Ort ist einfach magisch, ein Genuss für die Sinne. Probier mal, den Tanz der Natur durch die Sinne erfahren, ich finde das zauberhaft. Und dort gibt es viel Raum um zu rollen, springen, fallen, tanzen, spielen, kuscheln – vielleicht Contakids auf den Wiesen miteinander? Vielleicht auch eine Idee für uns kommenden Frühling/Sommer?
Jenny: Ich persönlich habe neulich die Murellenschlucht entdeckt,ein kleines Naturschutzgebiet in der Nähe vom Bahnhof Ruhleben, ein wunderschöner Ort! Wenn ich an Familienorte denke... hmm. Natürlich gibt es viele wunderbare Orte: Kinderbauernhöfe, super Abenteuer-Spielplätze Aber dafür gibt es ja eure Webseite, um sich inspirieren zu lassen. Im Endeffekt ist in jedem Fall aber der beste Ort, an dem wir sein können (ob mit oder ohne Kinder), das Hier und Jetzt. Das ist ja auch eine Sache, die man von Kindern lernen kann: ganz da zu sein, wo man gerade ist. Und mit ihnen all die kleinen Wunder zu entdecken, die man sonst im zielgerichteten Alltag gar nicht wahrnimmt. Das kann in der U-Bahn genauso sein wie im Park, auf dem Spielplatz oder zu Hause.
4. Was möchtet ihr Berliner Eltern gerne mit auf den Weg geben?
Christina: Raus aus dem Kopf, rein in die Wahrnehmung des Hier und Jetzt! Kinder sind mit der Welt unmittelbar über ihre Sinne in Kontakt. Gerade im Kleinkind- und Vorschulalter geht es dabei noch nicht so sehr um richtig und falsch. Die unmittelbare Erfahrung durch Hören, Sehen, Fühlen ist wichtiger. Uns als Erwachsene davon öfter mal anstecken zu lassen, manchmal weniger FÜR die Kleinen zu wollen, sondern neugieriger zu werden für das, was sie wahrnehmen - kurz MIT ihnen die Welt zu entdecken - dafür kann gemeinsames Bewegen, Lauschen, Beobachten im Alltag eine wunderbare Form sein. Wir selbst gehen daraus erfrischt und lebendiger hervor und die Kleinen fühlen sich liebevoll begleitet.
Jenny: Natürlich ist das ein Ideal, das nicht immer gelingen kann. Der Alltag erfordert oft viele Entscheidungen, Tätigkeiten und andere Rollen von uns, die ein solches Verhalten nicht immer möglich machen. Aber wenn ich um den Wert einer solchen gemeinsamen Zeit weiß, kann ich im Alltag immer wieder Räume schaffen, in denen wir ohne Ziel gemeinsam einfach nur sein können. Sich selbst, den eigenen Körper, die Umgebung spüren und darin den Kontakt - zu uns selbst und den Kleinen.
Interesse geweckt? Alle Kurse von Christina & Jenny findet ihr natürlich auf Kindaling!