Gartenfreude für drinnen und draußen
Werken mit Kindern
In unserer schnellen und digitalen Welt kommt das Handwerk heutzutage oft viel zu kurz. Ob aus Ermangelung an Zeit oder Können, vieles wie einen platten Fahrradreifen oder ein Loch in der Hose geben wir an entsprechende Dienstleister*innen weiter, anstatt selbst Hand anzulegen. Dabei ist es doch so gut und wichtig, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen. Wir finden das Verständnis aber auch das Gefühl von Selbstwirksamkeit sollten schon Kinder früh vermittelt bekommen - unter anderem kann das z.B. beim Werken näher gebracht werden. Wie das erste Werken mit Kind aussehen kann, möchten wir euch in unserem Artikel zeigen.
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Auf einen Blick:
1. Einführende Hinweise zum Werken mit Kind
2. Welche Werkzeuge fürs (erste) Werken?
3. Welche Materialien fürs Werken mit Kind?
4. Vorbereitung und Sicherheit
5. Ideen für erste kleine Bauprojekte
Könnt ihr euch noch an eure erste eigene Wohnung erinnern? Was gab es da viel zu tun… Gut beraten war man, wenn man zumindest ein wenig Erfahrung oder zumindest eine Vorstellung vom Handwerken hatte. Während es damals noch Gang und Gebe und häufig sogar fester Bestandteil des Schulunterrichts war, einen Nagel gerade einschlagen oder eine Rohr- von einer Kneifzange unterscheiden zu können, hat sich der Fokus in Zeiten der Digitalisierung vielmehr auf die digitalen Kompetenzen verschoben. Was kaputt ist, wird in die Reparatur gegeben oder gar umgehend ersetzt.
Dabei kann ein handwerkliches Verständnis nicht nur für mehr Nachhaltigkeit im Leben, sondern auch für Unabhängigkeit sorgen. Daher finden wir: Führt eure Kinder ans Werken heran! Man braucht selbst keine geborene Handwerker*in zu sein, um dem eigenen Kind einen Einblick ins Werken zu geben.
1. Einführende Hinweise zum Werken mit Kind
Für ein sicheres und freudiges Werken mit Kindern braucht es ein geeignetes Arbeitsumfeld, in dem die Kinder ihre Kreativität frei entfalten können. Eine stabile Arbeitsfläche mit ausreichend Platz zum Werken ist wichtig für die Sicherheit und bildet die Basis für gutes Gelingen.
- Eine passende Arbeitshöhe, etwa hüfthoch, sollte gegeben sein.
- Manchmal ist es gut, wenn man Werkstücke auf der Arbeitsfläche mit Schraubzwingen befestigt, damit sie nicht verrutschen können.
- Die Werkstücke sollten angemessen groß sein, damit man sie gut festhalten und bearbeiten kann.
- Lasst euer Kind eigene Entscheidungen treffen, und wenn euer Kind meint fertig zu sein, dann respektiert dies.
Ab welchem Alter kann gewerkelt werden?
Im Kindergarten werden bereits die ersten „Werkarbeiten“ ausgeführt. Kinder lernen mit Klebstoff, Schere und Pinsel umzugehen. Hier kann man sehr gut anknüpfen. Beim Basteln mit Kastanien im Herbst kommt vielleicht der erste „Vorstecher“ oder die „Bohrahle“ zum Einsatz. Ganz grob gesagt, können Kinder Im Alter von etwa 4 Jahren beim Basteln mit Werkzeugen aktiv werden.
2. Welche Werkzeuge fürs (erste) Werken?
Kinder hegen eine große Faszination fürs Handwerken und Bauen. Die meisten lieben es, dem regen Treiben auf Baustellen zuzusehen oder bei Arbeiten in den eigenen vier Wänden den Handwerker*innen über die Schulter zuschauen. Steigern könnt ihr diese Begeisterung, indem ihr euer Kind selbst ein Werkzeug in die Hand nehmen lasst. Viele Werkzeuge lassen sich durchaus schon von kleineren Kindern, selbstverständlich unter Aufsicht, anwenden. Mit den folgenden Werkzeugen seid ihr fürs Werken mit Kind gut beraten:
1. Die Säge
Beim Sägen ist eine gute Feinmotorik und Geduld erforderlich. Deshalb sollte hier mit einer Feinsäge begonnen werden. Wenn die Säge schön scharf ist, geht das Sägen leichter und das Erfolgserlebnis ist umso größer. Außerdem kann eine kleine Puksäge oder Handsäge verwendet werden, hier ist die Verletzungsgefahr besonders gering. Am besten lässt sich sägen, wenn das entsprechende Holz fest eingespannt ist, sich also nicht bewegen kann.
2. Der Hammer
Es braucht beim Werken mit den Kleinen kein spezielles Werkzeug für Kinder. Die meisten Werkzeuge gibt es ohnehin in verschiedenen Größen und es genügt in den Anfängen des Werkens, auf die kleinere und leichtere Version zurückzugreifen. So auch beim Hammer: Ein kleinformatiger Schlosser- oder Tischler-, (Schreiner)hammer mit einem Gewicht zwischen 100 und 200 g ( variierend nach Größe des Kindes und Nagels) ist für den Anfang perfekt.
3. Die Zange
Auch den Besten gerät einmal ein Nagel krumm ins Holzbrett und dann braucht es eine Zange. Zur Beseitigung von kleinen Hämmerei-Patzern kommt die Kneifzange aus Stahl zum Einsatz. Sie sollte ebenfalls fester Bestandteil des ersten Werkzeugkastens sein. Auch hier ist die Handhabung wichtig. Mit einer Kneifzange wird nicht einfach „gekniffen“ und dann gezogen, sondern zugefasst, seitlich über die runden Backen abgerollt und dann nach gegriffen! So benötigt man viel weniger Kraft und die Verletzungsgefahr ist gebannt.
4. Der Schraubendreher
Ob zur De- oder Montage, ein Schraubendreher ist im Kinderzimmer das wohl meistgenutzte Werkzeug, denn wie sonst, sollten die Batterien und Akkus in den elektrisch betriebenen Spielgeräten ausgetauscht werden? Aber auch zur Umsetzung eigener Bauprojekte sind ein Schlitz- sowie ein Kreuzschlitz-Schraubendreher unverzichtbar. Zwar dauert das händische Schrauben etwas länger als mit dem Akkuschrauber, dennoch empfehlen sich für die ersten Bauerfahrungen mit Kind manuelle Gerätschaften. Von ihnen geht kaum Gefahr aus und die Kids können stärker in den Entstehungsprozess eingebunden werden, bzw. selbstständig ausprobieren. Es ist wichtig, dass der Schraubendreher immer vom Körper weg zeigt, so kann man sich beim Abrutschen nicht verletzen.
5. Der Drillbohrer
Der einfache Handbohrer mag etwas altertümlich erscheinen, ist aber für die ersten Werkversuche ein tolles Utensil, um händisch Löcher zu bohren. Die Mechanik der kleinen Handbohrmaschine ist so einfach wie genial und außer ein wenig Geduld und Ausdauer braucht es für den Bohr-Erfolg nichts weiter.
6. Die Ahle
Mit der Ahle lassen sich nicht nur Löcher in verschiedene Materialien stechen, sondern auch zu kleine (Bohr)löcher kinderleicht weiten. Ein wunderbares Werkzeug, das sich in seiner Handhabung von selbst versteht. Leicht und sicher ist die Nutzung, wenn man dafür sorgt, dass das Material dabei nicht wegrutschen kann.
7. Der Schraubstock
Für mehr Sicherheit und ein genaueres Arbeiten empfiehlt sich der Einsatz eines Schraubstocks. Der Schraubstock wird fest an der Werkbank angebracht. Anschließend kann das zu bearbeitende Werkstück zwischen den zwei Backen fest eingespannt werden. So ist ein Verrutschen während des Arbeitens nicht möglich. Noch dazu braucht man keine Kraft fürs Fixieren des Werkstücks aufwenden.
Es gibt kleine und leichte Elektrowerkzeuge, die auch von Kindern gut bedient werden können. Allerdings gibt es ein paar Dinge dabei zu beachten. So ist auch hier eine passende Arbeitshöhe nötig. Am einfachsten ist es aber noch, wenn die Kinder auf dem Fußboden damit hantieren, so kann nichts herunterfallen.
8. Der Akkuschrauber
Es gibt große, starke Akkuschrauber, aber auch kleine, die nicht so viel Kraft haben. Diese kleinen Geräte können durchaus von Kindern bedient werden. Mit einem eingespannten Bit kann das Kind versuchen, die ersten Schrauben in weiches Holz zu drehen. Bohrer sollten erstmal nicht zum Einsatz kommen.
9. Der Deltaschleifer
Der Deltaschleifer hat keine rotierenden oder schneidenden Teile und ist daher auch für Kinder ein relativ sicheres elektrisches Werkzeug. Er ist für Kinder ab ca. 12 Jahren, nach entsprechender Einweisung geeignet. Mit der Schleifmaschine können in kurzer Zeit Oberflächen abgeschliffen werden. Er erreicht auch kleinste Ecken.
Auch hier ist die Größe der Maschine entscheidend. Es gibt kleine, leichte, akkubetriebene Geräte, mit denen die Kleinen wunderbar üben können, Holzflächen zu schleifen oder abzurunden. Exzenterschleifer, also Geräte, wo sich der Schleifteller dreht, sollten erst zum Einsatz kommen, wenn das Kind stark genug ist und schon ein paar Bau-Erfahrungen gemacht hat.
3. Welche Baumaterialien fürs Werken mit Kind?
Generell ist Holz ein guter Werkstoff, um mit dem Werken anzufangen. Die meisten Werkzeuge sind für die Holzbearbeitung gut geeignet, es kann geklebt, genagelt, geschraubt, gesägt, geschliffen und mit den verschiedensten Farben bunt angemalt werden. Gut zu gebrauchen sind „eckige“ Hölzer, also Bretter und Leisten. Diese lassen sich gut festhalten, einspannen oder mit einer Schraubzwinge auf einer Arbeitsfläche festspannen. So rollen oder rutschen sie beim Bearbeiten nicht so leicht weg. Rundhölzer und Äste oder Holzkugeln erfordern oft schon viel Geschick und können gerne etwas später zum Einsatz kommen.
Beim Schnitzen, Bohren, Nageln und Schrauben ist es wesentlich leichter, wenn man dazu Weichholz verwendet, also in der Hauptsache Nadelhölzer: wie z.B. Fichte, Tanne oder Kiefer. Gut verwendet werden können auch Plattenwerkstoffe: wie z.B. Sperrholz aus Birke oder Pappel oder auch Leimholz-, 3-Schichtplatten aus Fichte sowie Tischlerplatten. Wegen des etwas höheren Leimanteils sind MDF- oder Spanplatten erst für Kinder ab dem Grundschulalter zu empfehlen.
Wenn es ums Bohren oder Sägen geht, können auch Harthölzer wie Buche oder Eiche ausprobiert werden, allerdings ist hier scharfes Werkzeug nötig! Ansonsten kann einem schon mal die Lust vergehen, da es mit stumpfem Werkzeug schnell anstrengend werden kann.
4. Vorbereitung und Sicherheit
Werkeln die Kinder mit spitzen oder scharfen Werkzeugen, sollte dies stets unter Aufsicht passieren. Generell müssen folgende Regeln beachtet werden:
Mit Werkzeug in der Hand wird nicht gelaufen. Spitze Werkzeuge wie Schraubendreher, Bohrahle oder Vorstecher müssen immer vom Körper weg bewegt werden und nicht zum Körper hin.
Um die Verletzungsgefahr zu mindern, sollten Werkstücke beim Bearbeiten entweder in einem Schraubstock, einer Werkbank oder mit einem Spannwerkzeug befestigt werden, damit man sich beim Abrutschen des Werkzeuges nicht verletzen kann.
Gerne können Arbeitshandschuhe getragen werden, jedoch sollte die Hand, die das Werkzeug hält, immer direkten Kontakt zum Werkzeug haben, damit es gut gehalten werden kann und man die Bewegung des Werkzeuges gut spüren und kontrollieren kann. Also beim Hämmern und Sägen – keine Handschuhe.
5. Ideen für erste kleine Bauprojekte
1. Fadenbild
Um ein erstes Gefühl für Werkzeuge und Materialien zu bekommen, braucht es nicht direkt ein konkretes Bauvorhaben. Kinder ab 4 Jahren finden auch eine wunderbare Beschäftigung darin, sich im Nägel-Hämmern zu üben. Hierfür braucht ihr lediglich ein weiches Holzbrett, ein paar Nägel, einen Hammer und gegebenenfalls eine Kneifzange. Für kleiner bzw. grobmotorischer Kinder empfiehlt es sich, auf größere Nägel zurückzugreifen.
Wenn die Nägel einigermaßen präzise im Holzbrett landen, kann man die Anforderung an das Kind etwas steigern, indem man auf einem Holzbrett ein Muster mit dem Bleistift vorgibt, welches das Kind mit den Nägeln abstecken muss. Wenn das gelungen ist, können die Nägel mit einem bunten Faden zu einem Bild verbunden werden. Das fertige Bild könnt ihr euch, wenn ihr mögt, an die Wand hängen.
Das braucht ihr:
- ein kleines Holzbrett
- Nägel
- Hammer
- bunten Faden oder Wolle
2. Holzboot
Ein tolles Ergebnis bringt auch das kleine Holzboot, das kinderleicht zu bauen ist. Hierfür sägt ihr ein schmales Holzbrett an einer Seite spitz zu, das wird der Bug. Die hintere Seite des Schiffes, das Heck, sägt ihr gerade ab. Die Größe des Schiffes könnt ihr selbst festlegen. Die Kanten des angehenden Schiffs mit Schleifpapier glätten.
Die Reling bilden Nägel, die nur zu einem Drittel im Brett versenkt werden. Ein Nagel sollte mittig am Bug und einer mittig am Heck angebracht werden. Hier werden später die Segel angebracht. Wenn ihr das gesamte Boot mit Nägeln im Abstand von circa 2-3 Zentimeter umrahmt habt, könnt ihr die Nägel mit einem dünnen Faden der Reihe nach umwickeln und an den Enden festknoten.
Mit dem Drillbohrer bohrt ihr nun ein Loch in die Mitte des Boot-Bretts, jedoch nicht ganz durch und steckt in dieses ein Holzstäbchen als Mast. Eventuell muss dieses für einen stabilen Halt verleimt werden. Jetzt könnt ihr einen Faden am oberen Ende des Masts fest wickeln, den ihr dann sowohl über Bug, als auch Heck spannt und an den eingangs beschriebenen Nägeln festknotet. Zuletzt könnt ihr ein Segel aus Stoff nach Belieben an “Mast und Seilen” verleimen.
Das braucht ihr:
- ein kleines Holzbrett
- (Bügel)säge
- Schleifpapier
- Nägel
- Hammer
- Holzstab oder ein ausrangiertes Essstäbchen
- Drillborher oder Akkuschrauber mit Holzbohrer im Durchmesser des Holzstabs
- Holzleim (optional)
- Faden
- kleines Stück Stoff
- Schere
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Wir wünschen euch gutes Gelingen beim Werken mit Kindern und hoffen, dass eine neue Leidenschaft bei den Kids entfacht wird.
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