Wer hat an der Uhr gedreht? Zeitumstellung einfach erklärt.
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Ende des Monats ist es wieder soweit: Die Uhr wird wieder umgestellt. Doch warum überhaupt? Welche Vor- & Nachteile hat die Zeitumstellung? Und welche Auswirkungen hat dieser "Mini-Jetlag" eigentlich auf uns? Um die Zeitumstellung ranken sich viele Fragen. Wir sind einigen dieser Fragen auf den Grund gegangen, verraten euch die schönsten Eselsbrücken und den ein oder anderen Fun Fact, von dem ihr bestimmt noch nicht gehört habt. Tick Tack, Tick Tack, Los geht's.
Auf einen Blick:
1. Zeitumstellung - wieso überhaupt?
2. Vor oder zurück? Die besten Eselsbrücken
3. Zeitumstellung für Kinder erklärt
4. Was macht die Zeitumstellung mit unserem Körper?
5. Wie erleichtere ich meinem Kind die Zeitumstellung?
6. (kuriose) Fakten zur Zeitumstellung
7. Zeitumstellung weltweit
8. Abschaffung Zeitumstellung
Zeitumstellung - wieso überhaupt?
Der Brite William Willet gilt als Erfinder der Sommerzeit, die im Englischen "Daylight Saving Time" genannt wird. Er schlug vor, die Uhren im Frühjahr um eine Stunde vorzustellen, um auch am Abend noch länger Tageslicht zu haben. Die erste Zeitumstellung in Deutschland fand im Jahr 1916 während des ersten Weltkriegs statt. Ziel war auch hier, Energie und Geld einzusparen. Nach Kriegsende wurde die Sommerzeit wieder abgeschafft. Um dann während des zweiten Weltkriegs wieder eingeführt und 1950 wieder außer Kraft gesetzt zu werden. Seit 1980 werden die Uhren wieder zweimal im Jahr umgestellt. Das Ziel der Sommerzeit sollte vor allem eines bewirken: Energie sparen. In einer Studie kam das deutsche Büro für Technikfolgen-Abschätzung aber zu dem ernüchternden Ergebnis, dass die Energieersparnis durch die Sommerzeit bei mageren 0,21 Prozent liegt.
Was die meisten Menschen von der Zeitumstellung merken, ist die Veränderung der Lichtverhältnisse. Bei der Umstellung auf die Winterzeit wird es morgens eine Stunde früher hell und so vielleicht das Aufstehen erleichtert. Abends wird es aber auch schneller dunkel. Bei der Umstellung auf die Sommerzeit im März ist es andersherum: Es wird später hell und abends später dunkel.
Vor oder zurück? Die besten Eselsbrücken zur
Sommerzeit, Winterzeit, vor und zurück: Jedes Jahr auf's Neue sind wir unsicher, wird die Uhr nun vor oder doch zurück gestellt? Mit diesen Merksätzen gehört das ab jetzt der Vergangenheit an. Auch Kindern könnt ihr anhand dieser Eselsbrücken die Zeitumstellung wunderbar erklären.
- "Immer zum Sommer hin": Im Herbst entfernen wir uns (eine Stunde) von ihm und im Frühling kommen wir ihm (wieder eine Stunde) näher.
- "Die Balkon-Regel": Ihm Frühjahr stellen wir die Möbel vor die Türe und im Herbst holen wir sie wieder zurück.
- "Der Thermometer-Trick": Die Zeitumstellung orientiert sich an den Außentemperaturen; im Frühjahr wandern wir zu "Plus" im Winter zu "Minus".
- "Früher aufstehen im Frühling": Früher raus im Frühjahr, später aus den Federn zur Winterzeit.
Zeitumstellung für Kinder erklärt
Ist euer Kind auch so neugierig und wissbegierig und löchert euch mit Fragen. Wieso, weshalb, warum? Falls euch die Worte fehlen, schaut euch einfach gemeinsam dieses tolle schweizer Erklärvideo vom SRF Kids an - hier wird die Zeitumstellung kurz und kindgerecht erklärt.
Was macht die Zeitumstellung mit unserem Körper?
Wer schon einmal in eine andere Zeitzone gereist ist, weiß, dass Jetlag einen ganz schön mitnehmen kann. Die innere Uhr wird durcheinander gewirbelt und genau so fühlt man sich auch. Außerhalb von Raum und Zeit. Doch was macht der durch die Zeitumstellung verursachte "Mini-Jetlag" eigentlich mit uns? Und mit unseren Kindern?
Ein Forscherteam der Ludwig-Maximilians-Universität München untersuchte zusammen mit Chronobiologe Till Roenneberg an 55.000 Menschen die gesundheitlichen Auswirkungen der Zeitumstellung auf den menschlichen Körper. "Auch wir waren überrascht, wie stark die Effekte sind. Diese wurden bisher unterschätzt.", so Till Roenneberg. Unser Körper passt unsere sogenannte "Innere Uhr" automatisch an den Tag-Nacht-Rhythmus an und orientiert sich dabei an den Reizen der Umwelt.
Daher benötigt unser Körper im Winter mehr Schlaf als im Sommer. Dieser feine Prozess wird durch das künstliche Eingreifen empfindlich gestört, sprich: Unser Körper bleibt vorerst in der ursprünglichen Zeit, während sich alle Ereignisse des Tages verschieben. Roennebergs ernüchterndes Fazit: “Es ist durchaus denkbar, dass die Zeitumstellung langfristig weit größere Auswirkungen hat als bisher geglaubt.”
Die DAK veröffentlichte 2014 eine Langzeitstudie, aus der hervorging, dass das Herzinfarktrisiko, vor allem in den ersten 3 Tagen nach der Zeitumstellung im Frühling, rapide ansteigt. So wurden in diesem Zeitraum 25 Prozent mehr Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden eingeliefert als im Jahresdurchschnitt.
Außerdem sind unter anderem der Blutdruck, die Temperatur des Körpers, die Pulsfrequenz und auch die Verdauung an den Tagesrhythmus gekoppelt und werden durch die Zeitumstellung beeinflusst. Auch Schlafstörungen können auftreten. Besonders Kinder und Senioren reagieren hier sensibel.
Wie erleichtere ich meinem Kind die Zeitumstellung?
Gerade die Kleinsten haben mit der Zeitumstellung oft die größten Probleme. Es gibt einige Tricks, um den Kindern den Übergang zu erleichtern. Es ist ratsam, den Alltag bereits eine Woche vor der Zeitumstellung in kleinen Schritten anzupassen. Je nach Zeitumstellung sollte das Kind jeden Tag 10 Minuten früher oder später schlafen gehen. So gewöhnt es sich langsam an den neuen Rythmus und die Umstellung ist innerhalb einer Woche gemeistert. Außerdem ist es wichtig, auf eine dunkle Schlafumgebung zu achten und tagsüber vermehrt Aktivitäten im Sonnenlicht zu unternehmen. Viel Bewegung an der frischen Luft macht zusätzlich müde.
Kind und Eltern hilft es außerdem, den üblichen Tagesrhythmus Schritt für Schritt zu verändern. Die Mahlzeiten jeden Tag einige Minuten früher bzw. später auf den Tisch zu bringen, wirkt wahre Wunder.
Und, auch wenn es schwer fällt: Besser die Kinder am ersten Tag der Zeitumstellung im Frühjahr nicht länger schlafen lassen, damit sie abends müde sind und nach der alten Zeit etwas früher schlafen gehen. Im Herbst dürfen die Kleinen abends gerne etwas länger wach bleiben, damit sie morgens Schritt für Schritt länger schlafen können.
5 (kuriose) Fakten zur Zeitumstellung
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1. Zeitumstellung vs. Freitag, der 13.
2. Die Sommerzeit rettete 1999 sogar Menschenleben
Wie die Website darwinawards.com berichtet, verhinderte die Zeitumstellung in Israel im Jahre 1999 einen Terroranschlag. Ein Terroristentrio hatten die Zünder ihrer Autobomben anhand der in den palästinensischen Gebieten gültigen Sommerzeit gestellt und ihre Uhren bei der Einreise nach Israel um eine Stunde zurückgedreht. Dort galt aber die Normalzeit. So detonierten die Bomben eine Stunde früher als erwartet. Die Terroristen kamen dabei ums Leben, weitere Todesopfer blieben aus.
3. Die Zeitumstellung geht den Kühen auf den Wecker
Kühe sind hochsensibel und reagieren daher merkbar auf unsere Zeitumstellung. Sie sind feste Melkzeiten gewöhnt. Werden diese nicht eingehalten, dauert es oft bis zu 7 Tagen, ehe sie wieder die volle Menge Milch produzieren und sich an die "neue" Zeit angepasst haben.
4. Auch der Südpol tickt anders
Man sollte meinen, dass eine Zeitumstellung an der Antarktis keinen Sinn macht. Falsch gedacht. Auch hier wird die Uhr umgestellt. Um nämlich die Forschungsstationen an die jeweilige Ortszeit des betreibenden Landes anzupassen. Hättest du's gewusst?
5. Fastenzeit. Normalzeit.
Während des Fastenmonat Ramadan verzichten gläubige Muslime bis zum Untergang der Sonne auf Essen. Damit diese Zeit nicht künstlich verlängert wird, steigt Marokko während des Ramadans auf Normalzeit um und setzt die Sommerzeit aus.
Wie ticken andere Länder?
Einige Länder haben nur die Winterzeit, beispielsweise China oder Argentinien. Island hat die Zeitumstellung bereits 1968 abgeschafft. Russland hat die Zeitumstellung vor einigen Jahren abgeschafft und hat seitdem Sommerzeit. Belarus zog wenig später nach. Sehr zum Leidwesen vieler Russen, sie klagen darüber, morgens schwerer in die Gänge zu kommen, weil es später hell wird.
Übrigens stellen etwa 40 Prozent aller Länder regelmäßig die Zeit um. Spitzenreiter hier ist Europa. Hier befolgt fast der gesamte Kontinent die regelmäßige Umstellung auf die Sommerzeit.
Abschaffung Zeitumstellung: Aktueller Stand.
Die Abschaffung der Zeitumstellung gilt als beschlossene Sache. Das Europaparlament hat bereits im März 2019 für eine Abschaffung der Zeitumstellung ab 2021 gestimmt, da es keinen klaren Vorteil gibt. Die erhoffte Energieeinsparungen dadurch sind wie bereits erwähnt sehr gering. Bisher ist diese Abschaffung aber noch nicht durchgesetzt worden und so werden wir auch am 30.10.2022 unsere Uhren wieder auf die Winterzeit umstellen.
Das Problem bei der Abschaffung ist übrigens, dass sich die europäischen Staaten auf eine Zeit einigen sollen: Soll es immer Sommer- oder immer Winterzeit geben? Hier konnten die Mitgliedstaaten noch keine Lösung finden. Das Problem ist, dass aufgrund der geografischen Ausdehnung der EU nur eine Zeit ohne Umstellung weitreichende Folgen haben könnte. Wäre es z.B. für immer Sommerzeit würde es in den westlichen Teilen der EU erst bis kurz vor 10 morgens dunkel sein, während es bei einer Einigung auf Winterzeit in Teilen Polens im Sommer bereits nachts um 3 hell würde.
Bis sich die Staaten geeinigt haben, bleibt uns also wohl nur dieser Gedanke: Gesunde Menschen haben sich meist innerhalb von drei Tagen an die Zeitumstellung gewöhnt...
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