Kindaling fragt nach: Papapi
Heute möchten wir euch gerne Kevin von Papapi vorstellen. Der Schauspieler hat gemeinsam mit seinem Mann zwei Pflegekinder und berichtet auf seinem Blog über das Leben der Regenbogenfamilie. Im Gespräch mit Kindaling hat er unter anderem verraten, wie sich sein Leben durch die Kinder verändert hat und welche Hürden auf dem Weg zur Familiengründung überwunden werden müssen.
1. Hallo lieber Kevin! Damit wir dich ein bisschen kennenlernen können, stelle dich & deine Familie doch bitte kurz der Kindaling Community vor.
Ich heiße Kevin Christian Silvergieter Hoogstad, bin 32 Jahre alt, Schauspieler von Beruf und seit fünf Jahren auf Instagram und dem gleichnamigen Blog papapi aktiv. Gemeinsam mit meinem Mann René habe ich zwei Pflegekinder. Das war vor fünf Jahren auch der Start des Blogs Papapi.
2. Wie hat sich dein Leben durch die Kinder verändert?
Als Schauspieler und Flugbegleiter hatte ich keinen routinierten Alltag. Mal bin ich erst morgens von einem Flug gekommen und habe den halben Tag verschlafen, mal musste ich früh aufstehen, um zur Probe zu erscheinen. Ich hatte nie eine längere Zeit die gleichen Abläufe.
Mit Kindern hat sich das komplett gewendet. Keine Nächte mehr bis drei Uhr gemeinsam mit René Playstation zocken. Jetzt stehen wir auch am Wochenende früh auf. Den Kindern und uns zuliebe gehe ich daher auch früher ins Bett. Regelmäßig frisch kochen, einen geregelten Tagesablauf und Routinen. Zu Hause sein, nicht arbeiten. All das hat sich durch unsere Kinder verändert.
3. Wie war der Weg zu eurer Regenbogenfamilie? Gab es Schwierigkeiten, die ihr überwinden musstet?
Wie alle Menschen, die sich als Pflegeeltern bewerben, wurden auch wir stark unter die Lupe genommen. Aus Gesprächen mit anderen Bewerber*innen weiß ich, dass wir mehr Gespräche und Hausbesuche hatten als viele heterosexuelle Paare. Das hat sich natürlich anfangs nicht so schön angefühlt, doch habe ich mit etwas Abstand verstanden, dass dies nötig war. Nicht weil wir zwei Männer sind, sondern weil das Modell zweier Väter einfach noch zu unbekannt ist. Natürlich muss unbekannt nicht schlecht bedeuten. Und doch geht es hierbei um Kinder. Kinder, deren Start ins Leben kein rosiger war. Kinder, die schon einen Bindungsabbruch hinter sich haben. Diese Kinder brauchen die besten Eltern, die das Jugendamt finden kann. Und wenn ein Jugendamt noch nicht viel Erfahrung mit gleichgeschlechtlichen Paaren hat, hat es auch keinen Vergleich. Woran sollen sich die Mitarbeiter*innen also orientieren?
Also ja, es gab gefühlte Hürden, die aber heute für mich total in Ordnung und nachvollziehbar sind.
4. Wie wird euer Familienmodell in der Öffentlichkeit angenommen? Leider gibt es ja nicht allzu viele Familien mit zwei Papas. Erfahrt ihr da manchmal Diskrimierung?
Tatsächlich nicht. Obwohl wir in einer Kleinstadt mit wenig homosexuellen Menschen leben. Zumindest wenig, die sich so sichtbar zeigen wie wir.
Wir gehen auf den Wochenmarkt, halten Händchen mit den Kindern oder auch nur wir Papas und zeigen uns eben als Familie. Dennoch wurden wir in all den Jahren noch nicht einmal angepöbelt oder mussten uns Gemeinheiten anhören.
Das machen die Menschen, die das stört, dann lieber anonym im Internet.
5. Was ist für dich die größte Herausforderung am Leben mit Kindern?
Selbstreflektion. Immer wieder an mir zu arbeiten und nicht das Verhalten der Kinder in ihre Verantwortung zu geben. Was natürlich viel leichter ist. Und mir leider auch immer noch passiert. Aber ich arbeite an mir. Und genau das ist es: Arbeit. Und es lohnt sich.
6. Und was ist das Schönste am Familienleben?
Der ganz normale Alltag. Gemeinsam den Tisch decken, ein Buch lesen, im Garten Gemüse ernten oder einfach Quatsch machen und gemeinsam lachen.
7. Wenn du zu deinem Ich zurückreisen könntest, bevor du Papa warst: Welchen Tipp oder Rat würdest du dir selbst gern geben?
Mir wirklich bewusst zu machen, wie wertvoll diese Zeit ist. Nicht dass die Zeit mit Kindern nicht wertvoll ist. Es ist eben anders. Schön, sehr schön. Aber mit deutlich weniger Zeit für sich selbst. Was natürlich auch wieder kommt. Vor allem wenn die Kinder größer sind. Dennoch, mit dem Wissen von heute, wie wenig Zeit für mich als Individuum bleibt, hätte ich diese Zeit noch bewusster genossen. So wie ich die Zeit mit den Kindern jetzt ganz bewusst genieße, weil ich weiß, dass diese irgendwann auch vorbei ist.
8. Was wünscht du dir für deine Familie für die Zukunft?
Dass Familie, egal welche Form, keiner Erklärung mehr bedarf.
Dass Menschen, egal wie sie aussehen, keinen Unterschied mehr empfinden.
Dass Liebe, egal wer sie fühlt und an wen sie gerichtet ist, gleich gesehen wird.
Dass Kinder nicht mehr in Geschlechter unterteilt werden, weil es mehr als zwei Geschlechter gibt und Kinder mehr als diese sind.
Dass Diversität nicht nur ein Wort und viele Kampagnen ist, sondern selbstverständlich.
Dass wir alle, egal wo hier gekommen und wo wir hinwollen, uns auf Augenhöhe begegnen.
Das wünschen wir uns auch! Danke für das angenehme Gespräch, Kevin :)
Alle Bilder ©Cindy u. Kay Fotografie
Dieser Artikel könnte dich auch interessieren:
Melde dich für den Kindaling Newsletter an und erhalte wöchentlich tolle Veranstaltungstipps und spannende Beiträge rund ums Thema Familie!