Interview mit Katia Saalfrank:
Vorbereitung auf einen guten Schulstart
Der Schulstart ist nicht nur für das angehende Schulkind, sondern auch für die Eltern aufregend. Völlig nachvollziehbar, denn es stehen einige Veränderungen an: Viele neue Kinder, neue Räumlichkeiten, und neue Anforderungen warten auf das Schulkind. Wie ihr euer Kind in dieser besonderen Phase des Umbruchs bestmöglich unterstützen könnt, verrät uns die Diplom-Pädagogin Katia Saalfrank.
Wie kann ich mein Kind emotional auf den Schuleintritt vorbereiten?
Kinder haben noch kein Bild von „Schule“. Sie können sich nicht wirklich etwas darunter vorstellen und dazu kommt, dass sie selbst kognitiv noch nicht dazu in der Lage sind, zu assoziieren. Deshalb können wir Eltern mit ihnen gemeinsam Bilder entwickeln:
Schulen rechtzeitig anschauen (Eltern) und ein Gefühl im neuen „Schulraum“ (mit Kindern) bekommen
Fast alle Grundschulen / weiterführende Schulen bieten die Möglichkeit, über einen „Tag der offenen Tür“ die Schule in verschiedenen Facetten und mit ihrem Angebot kennenzulernen. So haben Eltern und Kinder die Gelegenheit schon mal ein wenig Schulluft zu „schnuppern“ und zu spüren, wie sich die Schulatmosphäre anfühlt. Manchmal ist es sogar möglich Kontakt zu Lehrer*innen und/oder Schüler*innen dort aufzunehmen und eventuelle Fragen loszuwerden. Manchmal ergeben sich auch Kontakte und Gespräche mit anderen Familien. Insgesamt kann ein „Tag der offenen Türe“ wichtig sein, damit Eltern und auch Kinder ein erstes Gefühl dafür bekommen, wie sich der Kontakt „Schule“ (mit den Eltern an der Seite) anfühlt und für Kinder ist es auch wesentlich, konkrete Bilder dafür zu bekommen, wofür es sonst nur Worte gab.
Schule als Gedanke schon vor Schulbeginn in die Lebenswirklichkeit holen
Wenn werdende Schulkinder keine älteren Geschwister haben und mit Schule deshalb wenig Berührungspunkte haben, kann es sinnvoll sein, schon im Vorfeld zu Schulfesten, Konzerten, Basaren oder ähnlichen Schulveranstaltungen zu gehen. Die Kinder können so größere Sicherheit auf dem Schulgelände erlangen, sich schon im Vorfeld orientieren, sich zugehörig zur Schulgemeinde empfinden und im Beisein ihrer Eltern Vertrauen fassen.
Kontakte herstellen – Gemeinsam sind wir stark
Im Vorfeld schon ein oder zwei zukünftige Klassenkamerad*innen zu kennen und sich eventuell schon mal zu verabreden, kann Kindern den Übergang erleichtern, Ängste reduzieren und zusätzliche Sicherheit geben. So können Eltern schon mehrere Monate vor Schulstart im Kindergarten herumfragen, ob und welche Kinder in die gleiche Grundschule wie das eigene Kind wechseln. Auch ist es ratsam, Verabredungen zu koordinieren und den Kindern im Vorhinein die Möglichkeit zur intensiveren Verbindung zu einer Klassenkamerad*in zu geben.
Interesse an den Gedanken des Kindes und Raum für Gespräch
Eltern können mit den Kindern darüber sprechen, wie es ihnen mit dem Schulstart geht. Wenn sie Kindern hier mit offenen Fragen (“Wie geht es dir damit, dass bald die Schule beginnt?” “Worauf freust du dich am meisten?”) und Interesse begegnen, erhalten sie die Möglichkeit Einblicke in die Gedankenwelt der Kinder und eine Idee darüber zu bekommen, ob und welche Vorfreude es im Besonderen oder auch welche Ängste und Unsicherheiten vorhanden sind. Wichtig ist es, diese nicht zu beruhigen und „wegzureden“, sondern diesen Raum zu geben und die Kinder mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht alleine zu lassen. So können Eltern zuhören, Verständnis haben (“Ich kann verstehen, dass du ein „mulmiges“ Gefühl hast.” oder auch: “Ich kann verstehen, dass du dich freust. Ich bin auch gespannt.”) und bei offenen Fragen oder Befürchtungen nachfragen und Unterstützung anbieten (“Gibt es etwas, was du denkst, was ich tun könnte?”). Wesentlich ist auch, dass Eltern nicht ihre eigene Nervosität, eventuelle Sorgen und/oder Befürchtungen in diese Gespräche hineintragen und so das Kind zusätzlich verunsichern.
Auch Eltern können einiges für sich bedenken:
Familienstruktur
Oft ändern sich mit dem Schulstart wesentliche Abläufe. Zeiten und Familienrituale verschieben sich, so dass einiges anders organisiert werden muss. Wenn beide Eltern berufstätig sind, wird sich z.B. die Frage nach der Betreuung des Schulkindes am Nachmittag stellen. Eltern sollten diese zusätzliche Veränderungen und die damit einhergehende eventuelle Unsicherheit von Kindern nicht unterschätzen und diese mit den Kindern auch im Vorfeld ansprechen. Für die Kinder finden mit Schulstart auf unterschiedlichen Ebenen vielfältige Veränderungen statt, die leichter fallen, wenn sie besprochen sind und so eine größere Erwartbarkeit mit sich bringen. Zum Beispiel ist die Frage, ob und wenn ja, wie lange Kinder nach der Schule noch in den (Schul-)Hort oder eine andere Betreuungseinrichtung gehen, für uns Erwachsene häufig eine rein organisatorische Frage, für die Kinder eher eine emotionale. Wo ist der Hort, welche Kinder sind dort? Wie komme ich dort wann hin und wo ist meine Bezugsperson dort und an wen kann ich mich wenden, wenn ich Hilfe brauche. Diese und weitere Fragen sind für das Kind entscheidend, um diese Veränderung möglichst in Sicherheit meistern zu können.
Sicherheit geben, Zeit für die Planung nehmen und selbst gut den Überblick behalten
Eltern sind in Zeiten solcher Übergänge besonders wichtig für Kinder, denn sie können Sicherheit geben und ausstrahlen, dass das Kind nicht alleine ist. Eltern sollten auch den Überblick haben und an alles denken, was jetzt für das Kind wichtig ist, z.B. gesamtes Schulmaterial auf den Listen besorgen. Eltern sollten hier auch ihre eigene Zeit im Blick behalten und nicht alles auf den letzten Drücker besorgen, so dass zusätzlicher Stress vermieden werden kann.
Was tun, wenn mein Kind nicht gern zur Schule geht?
Hier ist es wichtig, dass Eltern mit Kindern zunächst verstehen, worum es genau geht:
- Ist es die/der oder eine Lehrer*in, die dem Kind Druck macht?
- Sind es die Neuerungen, die das Kind überfordern?
- Ist es der Druck insgesamt?
Erst, wenn wir genauer hinterfragen, was die Unlust motiviert, können wir Wege finden und etwas tun. Hilfreich kann auch eine Spiegelung von außen und ein Gespräch bei einem oder einer bindungs- und beziehungsorientierten Familienberater*in sein.
Wie können Eltern ihr Kind unterstützen, wenn es sich schwer tut, sozialen Anschluss in der Klasse zu finden? Greift man ein, ab wann greift man ein und vor allem, wie?
Diese Verantwortung liegt im Grunde bei der Schule, da es die soziale Welt dort betrifft. Natürlich können Eltern mit Kindern in einen Dialog gehen und auch hier erfragen, welches Kind das eigene Kind besonders mag und bei Verabredungen am Nachmittag begleiten und unterstützen. Für das soziale Gefüge in der Schule sind jedoch die Lehrenden zuständig. Wenn Eltern hier besorgt sind, können sie das Gespräch mit den entsprechenden Lehrenden suchen.
Wir sprechen über all diese Fragen und noch mehr in meinem Kurs: “Kinder Besser Verstehen, das Schulkind”, der Anfang Oktober startet.
Vielen Dank für das Interview, liebe Katia!
Die meisten von euch kennen Katia Saalfrank sicher noch aus dem TV durch ihre frühere Show "Die Super-Nanny", nun ist die Diplom-Pädagogin mit einem neuen Servicetainment-Format zurück. In “Helft uns! Die Familienretter” könnt ihr die Familientherapeutin dabei begleiten, wie sie Familien wertvolle Erziehungstipps gibt.
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