Tipps rund um die Geburt
Eigentlich ist eine Geburt ein natürlicher Vorgang. So könnten wir uns fragen, warum sollte ich mich überhaupt auf eine Geburt vorbereiten. Tatsächlich ist das richtig, wären wir ein Naturvolk, bräuchten wir keine Vorbereitung, weil wir einfach der Natur freien Lauf lassen würden. Als Kind unserer westlichen Welt ist die interessante Herausforderung, dorthin zurück zu finden, den Kopf auszuschalten und in unseren instinktiven Zustand unter der Geburt zu finden.
Wir haben Inken Arntzen gefragt, wie du dich auf deine Geburt vorbereiten kannst. Inken ist 2-fache Mutter und 3-fache Patchwork-Mutter, sie ist HypnoBirthing Kursleiterin und begleitet Schwangere als Doula bei ihrer Geburt, egal wo die Geburt stattfindet. Außerdem ist sie Mitgründerin der Gebärmütter, einem Netzwerk für Schwangerschaft, Geburt, Familie und dem Frausein.
Die Checkliste für die Kliniktasche könnt ihr euch auch hier als PDF downloaden.
Hallo Inken, du begleitest Paare in ihrer Vorbereitung auf die Geburt und unter der Geburt. Was denkst du ist eine gute Vorbereitung auf die Geburt?
Ich glaube nicht, dass eine Geburt etwas ist, „durch das frau so durch muss“. Ich habe selbst erlebt, was es für einen Unterschied macht, ob ich kraftvoll und powervoll aus der Geburt gehe oder nicht. Und es ist möglich nach einer Geburt stolz zu sein und dich zu fühlen, als könntest du Bäume ausreißen. Meiner Meinung nach sind Selbstbestimmung und ein positives Mindset wichtige Bestandteile einer guten Geburt. Und auch das Finden in einen tranceartigen Zustand so wie es die Natur vorgesehen hat. Es ist ein „surrender“, ein sich hingeben, kein kämpfen.
Demnach brauche ich als Vorbereitung:
- Eine Stärkung meines positiven Mindsets und Wege, um dieses halten zu können
- Wissen rund um die Geburt, dass mich empowert, um gute Entscheidungen für mich und mein Baby treffen zu können
- Aberglauben auflösen rund um das Thema Geburt, um einen neuen Blick auf diese zu bekommen
- Techniken, um meinen Kopf auszuschalten und in diesen intuitiven tranceartigen Zustand zu kommen
- Atemtechniken, um mit der Welle (Synonym für Wehe) umgehen zu können
- Als Paar und Team vorbereitet zu sein
- Das Unterbewusstsein füttern mit positiven Bildern
Es gibt Frauen, denen es leicht fällt sich unter der Geburt fallen zu lassen. Leider weißt du vor der Geburt nicht, ob du so bist oder nicht. Deshalb ist es mein Tipp: bereite dich mit HypnoBirthing vor. Du hast dort all diese Themen abgedeckt und kannst vorher üben.
Weitere gute Vorbereitungen auf die Geburt:
- Schwangerschaftsyoga
- Falls du ein Trauma erlitten hast, eine Traumatherapie
- Mit anderen Schwangeren austauschen und gegenseitig stärken, z.B. in einem Frauenkreis (Mom-to-be Circle)
- Spinning Babies Parenting Class, um das Baby zu unterstützen seinen Weg durch den Geburtskanal zu finden
- Rebozo Massagen zum Lockern und Entspannen
- Schwangerschaftsmassagen, um deinen Körper vorzubereiten
- Geburtsvorbereitende Akupunktur
Kannst du uns erklären, was der Unterschied zwischen einer Geburt zu Hause, im Geburtshaus oder im Krankenhaus ist? Wo gehe ich hin unter meiner Geburt?
Erst seit dem Patriarchat und mit Einführung der Bibel gibt es auch Schmerzen unter der Geburt. Die Bibel hat den Frauen eigeredet, sie sollen sich schämen und unter Schmerzen gebären. Das ist auch der Grund, weshalb Geburten überhaupt in die Klinken verlegt wurden, denn dort gab es unterschiedliche Schmerzmittel zur Verfügung. Bis heute hält sich der Aberglaube über den Schmerz hartnäckig wie auch unser Glaube an die Medizin und die Interventionen. Deshalb wählen viele Frauen eine Klinik aus für ihre Geburt. Sie hoffen dort auf Schmerzlinderung und Unterstützung der Medizin.
Geburten zu Hause oder im Geburtshaus haben den Vorteil, dass die Frau möglichst wenig dabei gestört wird, in ihren intuitiven Zustand zu kommen. Es gibt dort keine Interventionen und die Frauen lassen dort der Natur freien Lauf. Wenn die Frau und das Kind gesund sind, sind dies Geburten, die sehr friedlich und selbstbestimmt ablaufen.
Es gibt Krankenhäuser mit unterschiedlichen Einstellungen zu den Themen. Und wenn du dir eine Klinik suchst, dann frage vielleicht eine Hebamme oder jemand anderen vom Fach, welche Klinik diese empfehlen würde. Generell ist es so, dass frau sich um eine Geburt zu Hause oder im Geburtshaus sehr früh kümmern muss, also eigentlich sobald sie von ihrer Schwangerschaft weiß.
Dasselbe gilt für die Suche nach einer Hebamme. Für die Wahl einer Klinik kannst du dir länger Zeit lassen und diese im Verlaufe der Schwangerschaft wählen. Die Kliniken möchten gern, dass du dich anmeldest. Theoretisch kannst du unter der Geburt aber in jede Klinik fahren.
Mein Vorschlag ist, deinem Bauchgefühl nachzugehen, um einen Ort auszuwählen. Denn das Wichtigste ist, dass du dich sicher und gut aufgehoben fühlst, um dich in der Geburt fallen lassen zu können.
Wen nehme ich mit zu meiner Geburt?
In unserer Kultur hat es sich in den letzen 50-60 Jahren so entwickelt, dass die schwangere Frau ihren Partner zur Geburt mitnimmt. Dass Männer bei der Geburt dabei sind und die Geburt begleiten, ist noch eine relativ neue Entwicklung, auf die unsere Partner nie so richtig vorbereitet wurden.
Es macht so einen Unterschied, wenn der Partner oder auch die Partnerin die Schwangere aus der Perspektive betrachtet, dass sie eine kraftvolle gebärdende Frau ist. Unterstütze deine Begleitung darin und sage, was du dir wünschst und was du brauchst. Du kannst sogar Handzeichen mit deiner Begleitung ausmachen, um dich noch leichter verständigen zu können. Manche Frauen mögen auch unter der Geburt nicht mehr reden.
Es ist so schön, dass heute Familien zusammen ihre Kinder in Empfang nehmen dürfen. Ich finde es ganz wunderbar, wenn eine kleine Familie da geboren wird.
Neben dem Partner/der Partnerin und der Hebamme, kannst du auch eine Doula mit zur Geburt nehmen, die euch als Team stärkt, die Ruhe reinbringt und einen positiven Kontext für euch hält. Eine Doula könnt ihr mitnehmen, egal wo du dein Kind bekommen möchtest.
Natürlich kannst du auch eine Schwester, Freundin oder deine Mutter mitnehmen. In den meisten Kliniken gibt es eine Beschränkung, wie viele Menschen begleiten dürfen. Normalerweise darf frau zwei Personen zur Geburt mitbringen.
Was nehme ich mit zur Geburt?
Egal, wo du dein Kind bekommen möchtest, packe so ab der 30.-32. Schwangerschaftswoche deine Kliniktasche. Einfach nur so zur Sicherheit. Du weißt nie, welche Wendungen deine Geburt nimmt und es ist einfach gut, vorbereitet zu sein. Ich selbst hatte bei meiner ersten Geburt keine Tasche gepackt und als es dann hieß, wir gehen jetzt ins Krankenhaus, haben wir nur noch das Wichtigste zusammengeworfen.
Ich empfehle lieber etwas mehr einzupacken und es dann gegebenenfalls nicht zu benötigen. Packt euch auf jeden Fall Sachen ein, um es euch gemütlich zu machen und eine gute Atmosphäre zu schaffen.
Geburtstasche
- Papiere
- Mutterpass
- Krankenkassenkarte
- Personalausweis
- Überweisung des Frauenarztes (ab. 36 SSW)
- Allergiepass (wenn notwendig und vorhanden)
- Geburtswünsche (du kannst 3-5 Stichpunkte mitnehmen, die dir wirklich wichtig sind)
- Vorsorgevollmacht, wenn du nicht verheiratet bist
- Telefonliste mit wichtigen Kontakten, sowie die deiner Hebamme und deines Kinderarztes
Anmeldung des Kindes beim Standesamt durch die Klinik die Anmeldung:
- Familienstammbuch/ Heiratsurkunde, wenn du mit dem Papa des Kindes verheiratet bist.
- Die Geburtsurkunde (ggf. Vaterschaftsanerkennung), wenn du ledig bist
Für die Geburt
- Etwas gemütliches zum Anziehen, ein langes Shirt und Leggings zum Beispiel, oder auch ein Geburtskraft T-Shirt (erhältlich im Gebärmütter Onlineshop)
- Warme Socken
- Einen Fettstift für die Lippen
- Rutschfeste Schlappen
- Haargummis oder Haarband
- Eine mobile Box oder Kopfhörer für deine Entspannungsmusik, Hypnosen oder auch Partymusik für gute Stimmung und tanzen
- Ein mobiles, gemütliches Licht oder eine elektronische Kerze
- Ein Duft, z.B. ein Ätherisches Öl, Tipp: du kannst ein Gefühl, wie Entspannung, mit dem Duft koppeln und dieses Gefühl unter der Geburt durch den Duft wieder aktivieren
- Massageöl, z.B. Olivenöl
- Brille – trage lieber keine Kontaktlinsen im Geburtsverlauf
- Eine Trinkflasche mit Halm (einfach aus jeder Position zu Trinken) und einen Saft (gibt Kraft zwischendurch)
- Etwas zu Essen für die Begleitperson, die Schwangere mag gegebenenfalls auch etwas essen unter der Geburt oder aber dann nach der Geburt
- Traubenzucker (gibt Kraft, falls das Essen nicht mehr geht)
- Eine Kamera (diese Momente lassen sich nicht wiederholen, vielleicht wollt ihr sie dokumentieren, ihr könnt auch einfach ein kleines Stativ aufstellen, dann läuft das nebenbei)
- Crushed Ice kann super sein unter der Geburt
- Bequeme Kleidung, Badehose und was zum Wechseln für die Begleitung
- Eventuell eine Yogamatte (oft gibt es keine Ausruhmöglichkeit für den Mann im Kreißsaal und vielleicht möchte die Schwangere darauf Geburtspositionen einnehmen)
- Nach Wunsch eine Kühlbox für deine Plazenta oder auch Farben und Keilrahmen, wenn du einen Abdruck machen möchtest
Fürs Baby
- Erstes Outfit (Body, Hose, Socken, Spucktuch)
- Kleine Windeln
- Babyschale zum Transport nach Hause
- Passende Kleidung für den Heimweg
Für die frisch gebackene Mama
- Stillkleidung, Shirt oder auch einen Still-BH oder Still-Top (es wird empfohlen, erst nach dem Milcheinschuss einen richtigen BH zu kaufen, um die Größe besser abschätzen zu können)
- Gemütliche Hose
- Kulturbeutel mit allem was du brauchst
- Gegebenenfalls ein Stillhütchen
- Multi-Mam Kompressen oder Balsam für deine Brustwarzen
- Ggf. einen Morgenmantel
- Kleidung für den Heimweg
Was mache ich, wenn ich am Geburtsort ankomme?
Ich empfehle meinen Paaren immer, sich zu überlegen, was sie machen wollen, wenn die Geburt losgeht und auch wenn sie am Geburtsort ankommen. Von der Natur ist es nicht vorgesehen unseren Ort unter der Geburt zu wechseln und so ist es wichtig, dass du gut ankommst und dich dort wohlfühlst. Vielleicht möchtest du erst einmal gemütliches Licht anmachen und den Raum in einen angenehmen Geruch hüllen.
Dann können du und deine Begleitung nach etwas Zeit für euch fragen, in der ihr zum Beispiel etwas kuschelt, euch eine Entspannungshypnose anhört oder dein Partner dich ein wenig massiert.
Du brauchst unter der Geburt die gleichen Hormone wie beim Sex, demnach ist Nähe und Liebe genau richtig, wenn dir danach ist. Und wenn nicht, dann gehe in eine tiefe Entspannung, um ganz bei dir zu sein und dich fallen zu lassen in den Tanz der Geburt.
Du darfst unter der Geburt alles, halte nichts zurück. So kann die Geburt fließen und dein Baby den Weg finden.
Sollte es dann anders kommen oder plötzlich ganz schnell gehen - auch gut. Eine Geburt ist unberechenbar und du kannst einfach mit dem Flow gehen, egal welche Wendung deine Geburt auch nehmen mag.
Du bist dafür gemacht! Ich wünsche dir von ganzem Herzen deine beste Geburt!
Deine Inken
Alle wichtigen Infos für die Geburtsreise kannst du dir in der Infografik als PDF downloaden und ausdrucken.
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