Mit Kindern über den Klimawandel sprechen
Waldbrände, Dürren, Artensterben: der Klimawandel beherrscht - wenn nicht gerade eine Pandemie wütet - die Medien und die Gesellschaft. Seit Greta Thunberg beschäftigt sich besonders die junge Generation mit dem Thema Klimawandel und einer zukunftsfähigen Klimapolitik. Hunderttausende Schüler*innen besuchen Fridays for Future Demonstrationen und selbst zu Corona-Zeiten bleiben sie aktiv und rufen einen #NetzstreikfürsKlima aus. All das geht auch an den Jüngsten nicht vorbei. Der Klimawandel ist für Kinder längst kein Fremdwort mehr - doch hinter dem Begriff stecken komplexe Zusammenhänge, die auch für Erwachsene nicht immer leicht verständlich sind. Wie sollen wir also mit Kindern über den Klimawandel sprechen? Vor allem dann, wenn wir selbst keine Expert*innen sind?
Kinder lieben die Natur und Tiere, gleichzeitig lieben sie aber auch Chicken Nuggets, Plastik-Spielzeug oder einen Urlaub im Süden. Diese Widersprüche, mit denen wir uns in unserem Leben zu einem gewissen Grad abfinden müssen und die manch einer Person den Schlaf rauben, sind im Familienleben ein wunderbarer Anknüpfungspunkt, sich mit dem Klimawandel zu beschäftigen und langsam als Familie in das Thema einzusteigen.
Klimafreundlicher Urlaub in der Heimat
Vor allem in Corona-Zeiten sieht der Sommerurlaub in diesem Jahr vielleicht sowieso ein bisschen anders aus: Ein Camping-Ausflug an einen See in Brandenburg, eine Zugreise zu Verwandten nach München oder der Besuch auf einem Bauernhof im Umland statt einer Flugreise an den Strand in Spanien. Solche Reisen können ein Aufhänger sein, sich mit dem Thema Mobilität und Klimawandel zu beschäftigen. Man kann sich die Frage stellen, wieso man als Familie vielleicht nicht jedes Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen, sondern vielleicht auch mal einen Urlaub in Deutschland oder einem Nachbarland verbringen kann. Sehr anschaulich kann man erklären, dass weite Strecken auch viel Energie benötigen. Energie wird in Form von Benzin oder Kerosin in Auto oder Flugzeug gepumpt und verpufft dann quasi in klimaschädliche Abgase, wie beispielsweise CO2. Und dieses unsichtbare, fiese Gas, sorgt wie bei einem Gewächshaus für ein dickes, gläsernes Dach, das die Luft auf unserer Erde immer wärmer werden lässt. Gespräche über zukünftige Urlaube können so vielleicht auch ihre Spuren im Alltag hinterlassen und man schnappt sich für den Weg zum Handball dann vielleicht einmal mehr das Rad.
Verbringt man den Sommer in diesem Jahr vielleicht ganz zu Hause, kann man sich als Familie kleine Projekte überlegen und gemeinsam umsetzen. In einem schönen Garten, Hinterhof oder Balkon lässt sich der Sommer doch viel besser genießen. Wie wäre es also mit ein paar neuen Pflanzen? Neuen Kissen für die Gartenstühle oder einem kleinen Pool?
Eine solche Aktion kann man auch gleich dazu nutzen, es den Insekten und heimischen Vögeln ein bisschen gemütlicher zu machen! Insektenfreundliche Pflanzen, ein Bienenhotel oder eine Vogeltränke machen den Garten dann nicht nur schöner für die Familie, sondern bieten Lebensraum für viele verschiedene Arten, die man dann auch super beobachten kann. Dabei kommen vielleicht schon von ganz allein Fragen auf:
Warum brauchen Bienen ein Bienenhotel? Was passiert, wenn der Lebensraum für Insekten immer weiter schrumpft? Und wie können wir den Insekten noch helfen?
Kindern die Chance zu geben, es Insekten im Garten schöner zu machen oder mitzuentscheiden, wohin es im nächsten Sommer in den Urlaub geht, sind nur zwei Möglichkeiten, ihnen eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit zu vermitteln. So können sie lernen, in ihrem eigenen Lebensbereich aktiv zu werden und sich für etwas einzusetzen.
Wie wecke ich das Interesse der Kinder?
Kindern dabei eigene Meinungen aufzuzwingen oder ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen ist dabei nicht Sinn und Zweck der Sache. Das sorgt oft für Frustration, statt der Motivation etwas zu verändern. Stattdessen selbst als gutes Beispiel voran zu gehen und im Alltag Verhaltensmuster zu brechen, kann bei Kindern schnell das Interesse wecken und dazu inspirieren das gleiche zu tun oder Fragen zu stellen:
Warum isst du weniger Wurst? Wieso trinkst du Leitungswasser? Warum kaufst du deine Kleidung auf dem Flohmarkt?
Natürlich können auch Fragen aufkommen, die nicht so einfach zu beantworten sind, für die man vielleicht selbst erstmal keine Antwort hat. Dann hilft es, einfach ehrlich zu sein. Kinder können es meistens verstehen, wenn man selbst nicht auf alles eine Antwort hat. Wichtig ist, die Fragen der Kinder ernst zu nehmen. Dann kann man gemeinsam versuchen Antworten zu finden.
Bilder von brennenden Wäldern, Tornados oder schmelzenden Gletschern können natürlich auch Angst machen. Expert*innen sprechen von dem Phänomen der „Klima-Angst“ die bereits viele Erwachsene aber auch Kinder und Jugendliche betrifft. Angst zu haben ist bis zu einem gewissen Grad völlig in Ordnung. Es ist aber wichtig, dass man dann als Familie nach Lösungswegen sucht und Handlungsoptionen aufzeigt. Als Familie daran zu arbeiten und dem Kind zu zeigen: Wir können etwas verändern - Das macht Mut!
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Hannah Weber. Hanna arbeitet als Medienpädagogin mit Kindern und Jugendlichen vor allem zum Thema ökologische und soziale Nachhaltigkeit und spricht in ihrem Klima-Podcast hitzefrei_podcast über Klimawandel und Umweltschutz für Kinderohren.
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