Kindaling fragt nach: Hans Lindberg
Hans Lindberg ist der Kaptitän der Handballmannschaft Füchse Berlin und Mitglied der dänischen Nationalmannschaft, die sich 2019 den Weltmeistertitel verdient hat. Im Interview verrät er Kindaling, wie er das Familienleben mit seinem außergewöhnlichen Beruf vereinbart und was sich in seinem Leben verändert hat, seit er Vater geworden ist.
Hallo, Hans! Möchtest du dich unseren Kindaling-Nutzern kurz vorstellen?
Ja, gerne! Ich bin Hans Lindberg, 37 Jahre, und spiele bei den Füchsen rechtsaußen. Seit 2012 bin verheiratet mit Jeanette, aber zusammen sind wir schon seit 12 Jahren. Wir haben 2 Söhne. Einer heißt Aaron und ist 3,5 Jahre und der zweite heißt Karl-Philipp und ist jetzt 8 Monate alt. Wir wohnen jetzt seit Februar 2016 in Berlin, also seit ziemlich genau 3 Jahren.
Wie vereinbarst du deinen Beruf mit dem Familienleben?
Manchmal ist es einfach, manchmal ein bisschen schwer. Es ist natürlich leichter für uns, weil ich manchmal am Tag nur ein oder zweimal Training habe. Daher ist es wahrscheinlich leichter für uns, alles zu organisieren, zum Beispiel meinen Sohn morgens in die Kita zu bringen. Normalerweise mache ich das, aber wenn ich ihn nicht abholen kann, weil ich genau dann Training habe, übernimmt meine Frau das. Grundsätzlich habe ich viel Zeit mit der Familie zum Genießen und genug Zeit, um mit den Kindern rumzuspielen. Das ist ja wahrscheinlich anders bei Leuten mit anderen Berufen.
Denkst du, dass es für dich mit deinem „besonderen“ Beruf leichter oder schwieriger ist, Job und Familie unter einen Hut zu bringen?
Puh, das ist die Frage. Ich habe natürlich den Vorteil, dass ich manchmal viel Zeit am Tag habe. Der Nachteil ist, dass ich ständig weg bin. Ich habe 150 Tage im Jahr, an denen ich unterwegs bin. Bei Auswärtsspielen am Wochenende bin ich 2 bis 2,5 Tage weg. Das ist natürlich für die Kinder schwer zu verstehen. Als ich mit der Nationalmannschaft unterwegs war, war ich 40 Tage nicht da. Das ist schon hart. Das ist dann natürlich besonders für Aaron schwer zu verstehen, warum Papa nicht da ist und nur auf dem Handy über FaceTime zu erreichen ist. Aber das kriegen wir auch irgendwie hin und ist natürlich ein Teil des Jobs. Wenn ich da nicht einverstanden wäre, könnte ich auch aufhören.
Was unternimmst du am liebsten mit deinen Kindern in der Freizeit und wo findest du Inspiration für Aktivitäten?
Das ist ja nicht immer ganz so einfach. Zum Beispiel war gestern die Kita zu. Das ist natürlich nicht anders als am Wochenende, aber irgendwie ist am Montag alles geschlossen. Wir haben überlegt im JUMP House Trampolinspringen zu gehen, aber auch das ist zu am Montag. Es gibt da ein Café, Das Spielzimmer, im Prenzlauer Berg, dort sind wir öfter. Dort kann Aaron rumlaufen und ein bisschen Energie loswerden – wenn wir nur zuhause sind, dann gibt’s Alarm. Außerdem sind wir gerne draußen. Wir wohnen direkt am Schlosspark Niederschönhausen, dort gehen wir auch oft hin und spielen Ball, wenn das Wetter gut ist. Ich würde aber sagen, dass meine Frau da kreativer ist als ich.
Empfindest du Berlin als eine gut geeignete Stadt für Familien?
Da muss ich sagen: ja und nein. Also wo ich wohne, in Pankow, da ist es einfach mit Kindern. Wir haben einen Hinterhof, wo Kinder herumlaufen und mit Gleichaltrigen spielen können. Zwei schöne Parks direkt nebenan, in denen man was machen kann. Also hängt es stark vom Bezirk ab. Das größte Problem ist meiner Meinung nach das Kita-Platz-Problem. Wir hatten Riesenglück, einen Platz für unseren ersten Sohn zu bekommen. Dadurch, dass er in eine Kita geht, haben wir natürlich auch den Vorteil, dass der Zweite dann auch ein Vorrecht auf einen Platz hat. Aber ich glaube viele Eltern, auch viele meiner Spieler-Kollegen, haben große Schwierigkeiten einen Kita-Platz zu finden.
Was ist für dich die größte Herausforderung seitdem du Papa geworden bist?
Das ist ja eine radikale Lebensänderung. Auf einmal gibt es etwas, das wichtiger ist als du selbst, das ist wahrscheinlich die größte Herausforderung. Und dann gibt’s auf einmal nicht mehr: "Heute will ich mal länger schlafen." Das geht nur, wenn meine Frau dann übernimmt. Manchmal komme ich nach einem Auswärtsspiel um 4 Uhr nachts nach Hause, aber die Kinder stehen ja trotzdem um 6:30 Uhr auf. Es ist einfach eine Lebensänderung. Aber auch eine positive. Es bringt ja auch unfassbar viel Spaß. Ich glaube am Anfang, die ersten 6-12 Monate, ist es für Frauen richtig hart. Als Mann kannst du ja nachts nicht stillen. Und da sind die Kinder total abhängig von den Müttern. Also am Anfang würde ich sagen, ist es super hart für die Mutter.
Wünschst du dir, dass deine Kinder auch Handball spielen?
Das ist mir eigentlich egal, was die machen. Hauptsache, die machen etwas, was ihnen Spaß macht. Wenn Handball keinen Spaß macht, dann ist das auch okay. Aber ich seh‘ schon, mein ältester Sohn ist generell Ball-begeistert, egal ob Handball oder Fußball. Aber ob er später spielen wird, weiß ich nicht, das ist für mich nicht so das große Thema.
Hast du einen Tipp für werdende Eltern?
Es dauert als Mann etwas, bis man kapiert, dass man Vater wird. Oder geworden ist. Als Frau trägt man ja das Kind 9 Monate und merkt es schon. Und als Mann stehst du bei der Geburt und auf einmal ist da etwas. Das ist ja natürlich schön und man ist stolz, aber auch ein komisches Gefühl und die Frage – was mache ich jetzt damit? Wie geht es weiter? Aus meiner Sicht dauert das ein bisschen bis man es realisiert.
Dein Kind möchte sich auch mal im Handball ausprobieren? Kein Problem! Am 31. März ist Tag des Kinderhandballs, bei dem Kinder ab 3 Jahren im Fuchsbau selbst spielen und den Großen zuschauen können.