Berlindaddy auf Kindaling
21.11.2017
Nicht nur Mütter bloggen, auch immer mehr Väter entscheiden sich dazu. Das freut uns sehr, denn sie geben uns einen kleinen Einblick in den Alltag vom Vaterdasein. Wir halten es für ein Gerücht, dass nur Mütter gern über ihre Kinder reden und ab und zu mal Ratschläge zum Thema Kinder geben. Also haben wir uns in der Blogger-Community umgeschaut und sprechen heute mit Christian, bekannt als berlindaddy auf Instagram. Wir erfahren von Christian, was einen Mama-Blog von einem Vater-Blog unterscheidet und warum er mit dem Bloggen begann.
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Auf der Suche nach den passenden Fragen, haben wir im Internet recherchiert. Wir waren erstaunt darüber, wie wenig Privates wir über dich gefunden haben, abgesehen von deinem Instagram-Account und deinen Gastbeiträgen auf newdadsontheblog. Würdest du dich und deine Familie uns vorstellen?
Ich bin Christian, Unternehmer und Investor aus Berlin-Mitte, 41 Jahre jung, verheiratet mit Christina – und seit dem 6. Februar 2017 Vater des kleinen Julian.
Die Geburt kommt ja nicht plötzlich von einem Tag zum anderen. Habt ihr euch gemeinsam oder einzeln auf die Geburt vorbereitet, indem ihr Kurse wie Schwangerschaftsyoga oder andere Vorbereitungskurse besucht habt?
Natürlich haben wir uns gemeinsam vorbereitet – und sehr viel Zeit zusammen verbracht. Kurz nachdem wir erfahren haben, dass Christina schwanger ist, stand unser Sommerurlaub an. Drei Woche Roadtrip durch Californien und Nevada, eine wundervolle Reise mit ganz vielen Eindrücken – die Christina von der Schwangerschaftsübelkeit abgelenkt haben.
Zurück in Berlin haben wir dann mit viel Liebe zum Detail das Kinderzimmer eingerichtet, gemeinsam Bücher und Blogs gelesen, abends den Bauch eingecremt und Julian etwas vorgesunken... und immer viele Fotos gemacht, von denen natürlich nur einige auf Insta zu sehen sind. Außerdem habe ich versucht, bei jedem Ultraschall- und CTG-Termin dabei zu sein.
Auf alle Fälle haben wir die Schwangerschaft sehr intensiv gemeinsam erlebt – auch ohne die klassischen Kurse, angesehen von einem Abendkurs mit Baby-Führerschein. Dennoch hatten wir das Gefühl, dass wir gut vorbereitet waren.
Als Mann erlebt man die Schwangerschaft der Frau etwas anders – es verändert aber das Leben von beiden. Was hat das Papasein in deinem Leben verändert, als Julian vor 7 Monaten auf die Welt gekommen ist?
Einfacher ist es zu sagen, was sich nicht verändert hat in meinem Leben: Die Aufstehzeit. Julian will morgens zwischen halb sechs und halb sieben gefüttert werden – aber ich war schon immer Frühaufsteher, also macht das nichts.
Ansonsten hat sich natürlich der gesamte Lebensrhythmus verändert, aber das ist ja auch eine spannende Erfahrung. Außerdem habe ich ein anderes Gefühl für den Wert der Zeit bekommen. Seit ich sehe, wie schnell Julian wächst und sich entwickelt, reagiere ich noch allergischer auf das, was ich Zeitdiebstahl nenne – etwa wenn Leute in Meetings stundenlang herumreden, ohne zum Punkt zu kommen. Dann denke ich mir immer, die Zeit könnte ich auch mit Julian verbringen... und nehme mir durchaus die Freiheit, das auch zu sagen
Was macht deine Frau beruflich? Wie ist die Aufgabenverteilung bei euch zu Hause? Gibt es bestimmte Aufgaben, die du typischerweise übernimmst oder andersrum?
Vor ein paar Jahren habe ich meine Frau endlich dafür gewinnen können, mit mir zu arbeiten – was übrigens tatsächlich grandios funktioniert. Auf diese Weise können wir uns den Tag recht frei einteilen, also auch mal mittags eine Runde mit Julian durch Berlin-Mitte drehen und dafür dann abends, wenn er im Bett ist, noch ein bisschen arbeiten.
Ansonsten bin ich der Früh- und Abend-Fütterer – sowie der Bademeister. Badewanne, Babyschwimmen, Planschbecken: Das ist mein Revier.
Wenn du die Zeit nach der Geburt mit der jetzt vergleichst: Mit welchen Aufgaben bist du gewachsen und was hat dich am Vatersein am meisten überrascht?
Was die klassischen „Aufgaben“ wie Wickeln, Füttern oder Waschen angeht, habe ich festgestellt: Es ist wie immer im Leben – irgendwann kommt die Routine. Wenn ich dran denke, was für eine Angst ich hatte, als wir Julian das erste Mal ohne Hebamme gebadet haben. Und nach ein paar Mal war’s dann einfach nur noch schön zu sehen, wie wohl er sich im Wasser fühlt.
Das Überraschende allerdings: Das mit der Routine gilt wirklich nur für die alltäglichen Pflichten. Julian lachen zu sehen, ist dagegen immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis.
Was genau macht ein Daddy-Blogger eigentlich? Und wie bist du zum Bloggen gekommen?
Ich bin ja eigentlich gar kein richtiger Blogger, so mit Website und so – dafür wäre ich ja viel zu schreibfaul. Ich mache ja nur Instagram, wo ich seit dem 17. August 2016 bin. An diesem Tag haben wir nämlich unseren Freunden erzählt, dass wir – wie es so schön und richtig heißt – in freudiger Erwartung sind. Und weil wir das mit einem Bild gemacht haben, dachte ich mir: So eine Art digitales Schwangerschafts-Tagebuch wäre doch eine coole Sache, um die ganzen Eindrücke festzuhalten. Für uns, für Familie und Freunde, aber vor allem für Julian... damit er später mal sieht, wie sehr wir uns vom ersten Moment an auf ihn gefreut haben.
Wir haben uns deine Beiträge angeschaut. Viele finden es nicht okay wenn man seine Kinder im Internet ablichtet. Wie stehst du dazu?
Ich bin ja noch mit dem Wählscheiben-Telefon groß geworden, aber Julian wächst in eine digitale Welt hinein. Wenn er in die Schule kommt, wird es vielleicht auf allen öffentlichen Plätzen Videoüberwachung mit Gesichtserkennung geben – er wird also ohnehin eine digitale Identität haben, völlig unabhängig davon, ob es Kinderbilder von ihm im Netz gibt oder nicht.
Wir stellen allerdings nur Bilder ins Netz, die „schön“ sind und nicht peinlich. Julian mit nacktem Hintern oder verheulten Augen wird’s nicht geben. Und wenn er alt genug ist, kriegt der sowieso das Passwort und kann dann selbst entscheiden, was er mit dem Account machen will.
Ist ein gewisser Konkurrenzkampf mit anderen Vaterbloggern entstanden oder wie verstehst du dich mit der „Konkurrenz“?
Konkurrenzkampf? Hey, Männer müssen sich zwar eigentlich immer messen, aber „Instadad“ ist doch kein Business oder Sport, sondern ganz einfach Spaß – Erinnerungen festhalten und sich mit anderen Eltern austauschen.
Es ist immer wieder toll zu sehen, wie viele Tipps aus der Community kommen. Letztens waren wir zu dritt in Frankfurt, ich habe ein paar kleine Instastories gemacht und u.a. gefragt, wo man denn in der Innenstadt ein süßes Dessert kriegt – und schwupps hatte ich 20 Nachrichten. Dasselbe natürlich auch bei „ernsteren“ Themen, etwa wie man ein Kind zum Trinken kriegt oder was man beim Fliegen mit Baby beachten muss.
Was hältst du von Kursen, die Kinder selbständig und regelmäßig besuchen? Möchtet ihr, dass J. irgendwann ein eigenes Hobby hat? Lasst ihr ihn dann frei entscheiden, wenn er soweit ist? Wie war das bei dir? Kannst du dich noch daran erinnern?
Na klar hoffen wir, dass Julian irgendwann ein Hobby hat – oder mehrere. Völlig egal, was es ist. Okay, ich gebe zu, Didgeridoo spielen oder Schlangen züchten muss nicht unbedingt sein. Aber wir werden ihn bei allem unterstützen, wofür er wirklich brennt und wo er mit Leidenschaft dabei ist. So wie das meine Eltern bei mir gemacht haben, wobei meine Hobbies eher unspektakulär waren: Singen und Modellautos im Maßstab 1:87.
Heute ist unser wichtigstes Hobby das Reisen – und wir hoffen natürlich, dass wir Julian mit Leidenschaft für Sommer, Sonne, Strand und südliche Gefilde anstecken können. Unser erster Familienurlaub auf Mallorca war schon mal wundervoll, jetzt folgt seine erste Kreuzfahrt und nächstes Jahr soll er dann unser Lieblingsland kennenlernen: Die USA.
Gibt es jetzt schon Kurse, die J. belegt, vielleicht mit der Mama oder dir zusammen oder als Familie?
Wir fangen jetzt mit dem zweiten Babyschwimmkurs an, nachdem er den ersten (ab 3 Monate) schon sehr genossen hat. Er ist wirklich eine Wasserratte und nachdem er auf Mallorca drei- bis viermal täglich im Pool war, wird es nun Zeit, dass er sich wenigstens wieder einmal pro Woche im Wasser austoben kann.
Beim Babyschwimmen sind wir auch immer zu dritt, denn ganz ehrlich: Gleichzeitig Kind abtrocknen und sich selbst anziehen, das schafft vielleicht eine Frau – aber ein Mann kriegt das unmöglich hin.
Wenn du auf der Suche nach Freizeitaktivitäten für die ganze Familie in Berlin bist, wonach suchst du?
Noch ist Julian ja ein bisschen klein für die meisten „organisierten“ Freizeitaktivitäten und Events – da gehen wir halt einfach durch die Stadt oder in den Tiergarten. Aber ich kenne ja jetzt Kindaling und das werden wir auf jeden Fall nutzen.
Was ist dein Lieblingsort mit deinem Kind in Berlin? Hast du einen Geheimtipp für einen Ort ohne Kinder?
Wir lieben ja das Wasser – und es gibt entlang der Spree ja so viele Grünflächen zum Picknicken. Der Capital Beach beispielsweise war schon immer einer unserer Lieblingsplätze und mit Julian waren wir den Sommer über auch öfters dort.
Und wenn eine von den Omas da ist, nutzen wir natürlich die Chance auf einen Abend zu zweit. Wir sind ja nicht nur Eltern, sondern auch ein Liebespaar. Eine tolle „Date Night“ hatten wir an unserem Hochzeitstag im August – im „Desbrosses“, der Brasserie vom Ritz Carlton am Potsdamer Platz. Tolles Ambiente, liebevoller Service, leckeres Essen.
Wenn du den Kopf mal freibekommen möchtest vom Alltag, was hilft am besten?
Ich habe ja das Glück, in Berlin-Mitte zu wohnen – da ist immer etwas los. Im Zweifelsfall einfach mal kurz vor die Tür gehen, zum Brandenburger Tor laufen oder zum Rosenthaler Platz... und schon ist der Kopf wieder frei.